Aufbrechen

Pastorin Isabell Schulz-Grave, Ev.-luth. Emmausgemeinde Langenhagen

Foto: Bornemann
Foto: Bornemann

Der Frühling ist da. Jedenfalls erschien es in der vergangenen Woche so. Überall brachen die Frühblüher durch die schwere Wintererde, die Weidenkätzchen blühten, der Flieder bekam seine ersten Triebe. Und ich sah Menschen in der wärmenden Frühjahrssonne mit anderen ins Gespräch kommen.

Mit einer Ahnung von dem, was uns an wirklich warmen Tagen erwartet, verbreitete sich eine Art fröhliche Aufbruchsstimmung unter den Menschen aus. Auch wenn alle wissen, dass es noch wirklich früh ist im Jahr.

Um Aufbruchstimmung geht es auch in den kommenden sieben Wochen in den christlichen Kirchen, wenn am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt. Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der wir uns auf das große Ereignis von Ostern vorbereiten und gleichzeitig noch einmal in Ruhe bedenken, was wirklich wichtig im Leben ist.

In jedem Jahr gibt die Evangelische Kirche in Deutschland dazu ein Motto heraus. In diesem heißt es: Selber denken! Sieben Wochen ohne falsche Gewissheit.

Ein tolles Motto um aufzubrechen und sich anstecken zu lassen. Es ist ein Motto gegen fraglose Routine und vielleicht auch gegen halbe Wahrheiten. „Selber denken“ bedeutet, nachzufragen und vielleicht manches auch neu zu verstehen im Glauben wie im Leben. Das ist sicher nicht immer einfach, manchmal auch mühsam, ebenso mühsam wie sich die zarten Frühblüher durch die Erde arbeiten. Aber es ist auch eine Chance, das Abenteuer des selber Denkens anzugehen.

Der Apostel Paulus hat uns dazu ermutigt, wenn er sagt: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit!“

Das beginnende Frühjahr ist eine gute Jahreszeit dafür. Wagen wir den Durchbruch durch die Verkrustungen, denken wir selber – ohne falsche Gewissheit.

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