Zwischen Wehmut und Vorfreude
Emmaus-Gemeinde feierte eine „Abrissparty“ für ihr Gemeindehaus

Für viele war das Gefühl irgendwie eigentümlich, schwankend zwischen Wehmut und Vorfreude: Zum allerletzten Mal wurde jetzt ein Gottesdienst im Gemeindehaus der Emmaus-Kirchengemeinde am Sonnenweg in Langenhagen gefeiert. „Am 28. August kommen die Bagger, um mit dem Abriss des Hauses zu beginnen“, gab Pastorin Sabine Behrens den Zeitplan vor gut gefüllten Stuhlreihen bekannt. Und: „Die Emmaus-Gemeinde macht nicht zu!“, betonte sie mit einem Augenzwinkern gleich im Anschluss, denn auch diese Botschaft sei von der Gerüchteküche schon verbreitet worden.
Das Gemeindehaus aus den 1950er Jahren weicht einem barrierefreien, ebenerdigen Neubau. Foto: Andrea Hesse
Zum Gottesdienst im Gemeindehaus mit anschließender „Abrissparty“ hatte die Emmaus-Gemeinde eingeladen, um den Abschied vom alten Haus und die Vorfreude auf das neue zu feiern. Ein kleiner Rückblick leitete den Gottesdienst ein: 1953 war der damalige Pfarrbezirk als Vorläufer der heutigen Kirchengemeinde gegründet worden; damals gehörte er noch zur Elisabeth-Kirchengemeinde. 1956 wurde die Gemeinde dann selbstständig und feierte die Einweihung ihres neu erbauten Gemeindehauses in einem Gottesdienst mit 400 Menschen. „Keine Ahnung, wie die alle hier reinpassten“, stellte Pastorin Sabine Behrens trocken fest. 1959 schon wurde eine zweite Pfarrstelle eingerichtet und 1961 konnte die junge Gemeinde in ihre eigene Kirche einziehen. Das zweistöckige Gemeindehaus wurde dennoch keineswegs überflüssig: Gemeindegruppen fanden hier ein Domizil, der Konfirmandenunterricht fand hier statt und es wurden viele Wintergottesdienste im Saal gefeiert.
Nach 61 Jahren nun haben sich die Anforderungen an das Gemeindehaus so verändert, dass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll erschien: Die Instandsetzung des Hauses hätte etwa ebenso viel gekostet wie der geplante Neubau. Der soll ab September ebenerdig, barrierefrei und nach modernen energetischen Standards realisiert werden. Etwas vom Alten bleibt aber auch erhalten: Die Bürgersolaranlage und das Dachkreuz samt Kugel werden vom alten Spitz- auf das neue Flachdach umziehen. Bis es soweit ist – der Kirchenvorstand hofft, zum Advent 2018 in das neue Haus einziehen zu können – steht die leer stehende Pfarrwohnung an der Ringstraße für gemeindliche Aktivitäten zur Verfügung.
Den Abschied vom alten Gemeindehaus feierten die Nutzer auf ihre je eigene Art: Während die Älteren bei Zuckerkuchen, Ananasbowle und Liedern aus den 50ern in alten Erinnerungen kramten, hatten die Konfis und Ex-Konfis bereits einige Tage zuvor die Wände im Gemeindehaus bunt bemalt. „Das war eine richtig tolle Aktion“, freute sich Diakonin Annika Kruse über die große Beteiligung. Pastorin Behrens achtete anschließend darauf, jedes der Kunstwerke zu fotografieren – rechtzeitig bevor die Bagger anrollen.