„Wir teilen Freud und Leid“

Ehrenamtliche aus dem Christus-Pavillon halten seit 20 Jahren Kontakt

„Nachschauen, was draus geworden ist“: die Gruppe vor dem Christus-Pavillon im Kloster Volkenroda.
„Nachschauen, was draus geworden ist“: die Gruppe vor dem Christus-Pavillon im Kloster Volkenroda.

„Bald nach dem Abschluss der Expo bin ich bei den Eliza-Singers eingetreten“, erzählt Rita Kischlat. „Ich habe mich außerdem in die Elisabethgemeinde umpfarren lassen und mein ehrenamtliches Engagement begonnen. Der Anstoß für all das war das Erlebnis einer wirklich lebendigen Kirche während meines Dienstes im Christus-Pavillon beider Expo.“

All das ist mittlerweile 20 Jahre her, für Rita Kischlat aber ist es immer noch sehr lebendig. Ganz besonders im Expo-Jubiläums-Jahr 2020: Im Oktober unternahm sie gemeinsam mit einer Freundin eine Fahrrad-Pilgertour vom heutigen Standort des Christus-Pavillons zum Kloster Loccum – genau 341 Kilometer legte sie dabei zurück.

Drei Wochen lang war Rita Kischlat, Prädikantin und Prädikantensprecherin im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen, im Herbst 2000 im Christus-Pavillon auf dem Expo-Gelände tätig. „Unsere Aufgabe war es, die verschiedenen Stationen im Kreuzgang und die neun thematischen Kabinette wie das Bibelkabinett und das der liturgischen Gewänder zu betreuen“, erzählt sie. Organisatorisches, Führungen und der Verkauf von Andenken kamen hinzu; Aufgaben, die der Langenhagenerin große Freude machten. „Überall kam man mit Menschen ins Gespräch“, erinnert sie sich. Von der Atmosphäre, die die ehrenamtliche Arbeit im Christus-Pavillon prägte, war sie so begeistert, dass sie ihre Drei-Wochen-Schicht um eine weitere Woche verlängerte und dafür vier Wochen ihres Jahresurlaubs aufwendete.

Für ihre Tätigkeit im Christus-Pavillon hatte sich Kischlat gemeinsam mit einer Freundin beworben; dank eines Tauschs konnten beide dann auch zeitgleich arbeiten. Jeweils sechs Stunden dauerte ihre tägliche Schicht, etwa 15 Ehrenamtliche arbeiteten dabei zusammen. „Wir alle haben hier gespürt, dass Kirche so lebendig sein kann – das ging über unsere bisherige Verbindung zu unseren Kirchengemeinden weit hinaus“, sagt Kischlat. Nach dem Ende ihres Einsatzes blieb sie mit acht anderen Ehrenamtlichen in Kontakt: „Diese Gruppe hat über Jahre Freud und Leid miteinander geteilt und der Kontakt ist nie abgerissen.“

Rita Kischlat (rechts) und ihre Freundin bei einem Stopp auf dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda.
Rita Kischlat (rechts) und ihre Freundin bei einem Stopp auf dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda.

Im Jubiläumsjahr reiste die Gruppe jetzt gemeinsam ins Kloster Volkenroda im thüringischen Ort Körner: Dort wurde 2001 der Christus-Pavillon nach der Demontage in Hannover wieder aufgebaut. Der Kubus aus Stahl und Glas hat hier die Funktion des nicht mehr erhaltenen Längsschiffes der historischen Klosterkirche übernommen. „Wir wollten gucken, was draus geworden ist“, sagt Kischlat; aufgrund der Pandemie konnten schließlich jedoch nur sechs Personen die Fahrt antreten.

Von der Unterkunft im benachbarten Mühlhausen aus besuchte die Gruppe das Kloster Volkenroda, verbrachte dort einen Tag und wurde von einem Mitglied der Jesus-Bruderschaft, die das Kloster betreibt, durch die Anlage geführt. Im Christus-Pavillon feierte die Gruppe eine Andacht, und natürlich gingen die Gedanken während des Tages in Volkenroda oft ins Jahr 2000 zurück.

Am folgenden Tag startete Rita Kischlat gemeinsam mit ihrer Freundin mit dem Fahrrad auf dem Pilgerweg Loccum – Volkenroda in Richtung Loccum. Von Mühlhausen aus über Heiligenstadt, Witzenhausen, Hannoversch Münden, Hemeln und Hameln, Emmertal und Hämelschenburg erreichten die beiden Radlerinnen ihr Ziel in sechs Tagen – bei Sonnenschein und Regen und immer wieder im Gespräch mit Menschen, denen sie unterwegs begegneten. „Wir beide haben es während der Fahrt sehr genossen, viel Zeit für Gespräche zu haben“, erzählt Kischlat. „Der Weg führte uns durch eine wundervolle Landschaft, wir sind gemütlich geradelt, haben unterwegs viele Kirchen besucht und alles geteilt – auch die Äpfel, die wir im Gras gefunden haben.“

In Hameln besuchte Rita Kischlat das Haus, in dem sie als Kind lebte, im Studieninstitut des Landes Niedersachsen in Bad Münder traf sie bei einer Kaffeepause alte Kollegen wieder. Bei der Ankunft in Loccum schließlich waren beide Radlerinnen geschafft: „Jede von uns hatte ungefähr 13 Kilogramm Gepäck dabei und wir hatten unterwegs viele langgezogene Steigungen“, berichtet Kischlat. Dennoch: „Bei unserer Ankunft in Loccum waren wir sehr dankbar, dass wir diesen Weg hatten machen können – wir fühlten uns jederzeit behütet.“ Mit der Gruppe aus dem Christus-Pavillon standen die Rad-Pilgerinnen fortlaufend im WhatsApp-Kontakt – und das wird sicher auch in Zukunft so bleiben. „Da ist kein Ende abzusehen“, sagt Rita Kischlat.

Zurück