„Wir gehen hier nicht auf Talentsuche“

Fußballtraining für die Kinder der evangelischen Kita St. Georg

Der doppelte Übersteiger klappt schon: Marco Napps trainiert mit Kindern der Kita St. Georg. Foto: Andrea Hesse
Der doppelte Übersteiger klappt schon: Marco Napps trainiert mit Kindern der Kita St. Georg. Foto: Andrea Hesse

„Nein, wir gehen hier nicht auf Talentsuche“, sagt Marco Napps entschieden. Der Trainer der Münchner Fußballschule steht an diesem Morgen inmitten einer Gruppe von Kindern auf dem großen Freigelände der evangelischen Kindertagesstätte St. Georg in Mellendorf und zeigt den Mädchen und Jungen, wie ein doppelter Übersteiger funktioniert. In den kommenden Tagen werden die Drei- bis Sechsjährigen auch noch das Laufen mit dem Ball üben, die Ballannahme, den Fußwechsel und ein paar einfache, aber pfiffige Tricks rund um den Fußball.

„Das Kindergartenalter ist die beste Zeit, um die Koordination zu trainieren“, sagt Napps. Dieses Alter sei aber keinesfalls geeignet, um nach fußballerischem Talent zu sortieren, betont der Trainer – zu unterschiedlich sei die Entwicklung der Kinder in dieser Zeit. Grundsätzlich geht es der Münchner Fußballschule in der Arbeit mit Kindern auch gar nicht darum, einzelne groß rauszubringen, vielmehr stehen das Erlernen von Technik und Taktik sowie der respektvolle, disziplinierte Umgang miteinander im Mittelpunkt. „Die Kinder haben es verdient, ohne Druck und Leistungsorientierung zu trainieren“, sagt Marco Napps.

Insgesamt acht Trainingseinheiten absolvieren Napps und seine Kollegin Jule Schobel mit 36 Kindern der Kita St. Georg. In drei Gruppen aufgeteilt, trainieren die Mädchen und Jungen sechsmal auf dem Kitagelände; zwei weitere Termine finden mit den Eltern auf dem Sportplatz des MTV Mellendorf statt. „Sponsorinnen und Sponsoren, die uns regelmäßig unterstützen, haben sich gerne bereit erklärt, das Fußballtraining zu finanzieren“, erzählt Caren Holstein-Lemke, Leiterin der evangelischen Kita. Sie möchte es den Kindern damit ermöglichen, nach der langen Corona-Zeit wieder in Bewegung zu kommen und vielleicht ihr Interesse am Fußball zu entdecken. „Es gibt in unserer Einrichtung alleinerziehende Eltern, deren Einkommen gerade so hoch ist, dass ihre Kinder keine Gutscheine nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz bekommen“, erzählt Holstein-Lemke. Für den Beitrag für einen Sportverein reiche das Geld dennoch manchmal nicht; umso mehr könnten diese Kinder vom Training der Fußballschule profitieren.

„Kinder, die sonst immer wieder unsere Regeln verletzen, verhalten sich während des Trainings regelkonform und sind vollkommen konzentriert bei der Sache“, haben die Erzieherinnen der Kita St. Georg beobachtet. Caren Holstein-Lemke überrascht das nicht: „Ich komme selbst aus einer Sportler*innen-Familie und habe 80 Prozent dessen, was ich heute bin, im Sport mitbekommen“, sagt die frühere Leichtathletin.

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