Wertschätzung für Lebewesen und Nahrungsmittel

Hühnermobil für die Region Hannover ist in der Kita Kranichweg zu Gast

Ganz entspannt lassen sich die Tiere von den Kindern und Erzieherin Manuela Wenzel auf den Arm nehmen. Foto: Andrea Hesse
Ganz entspannt lassen sich die Tiere von den Kindern und Erzieherin Manuela Wenzel auf den Arm nehmen. Foto: Andrea Hesse

Besondere Gäste hat die evangelische Kindertagesstätte Kranichweg in Bissendorf: Auf einer großen, schattigen Fläche des weitläufigen Kita-Geländes scharren, picken, gackern und krähen seit einigen Tagen neun Hennen und ein Hahn. Vier Wochen lang ist die kleine Hühnerherde hier zu Hause, und die Tiere fühlen sich offensichtlich wohl. Entspannt picken sie Körnerfutter und Kräuter aus Kinderhänden, lassen sich ohne viel Geflatter auf den Arm nehmen und legen regelmäßig Eier in die mit Stroh gefüllten Kisten in ihrem mobilen Stall.

„Schon im Frühjahr 2019 haben wir uns um das Hühnermobil für die Region Hannover beworben“, erzählt Kita-Leiterin Heike Eggers. Fast anderthalb Jahre dauerte es dann, bis die Tiere tatsächlich an den Kranichweg kamen – das Projekt wird stark nachgefragt und es gibt eine lange Warteliste für Kitas und Grundschulen.

Verantwortlich für das Projekt Hühnermobil, das von der Region finanziert und durch die Sparkasse Hannover gefördert wird, sind Marie Hemme, Moritz Tepelmann und Silvia Rotermund-Hemme vom Biohof Rotermund-Hemme in Brelingen. „Als Studenten der Sozialpädagogik haben wir uns mit dem Hühnermobil als Hochschulprojekt auf die Ausschreibung der Region Hannover für ein Umwelt-Bildungsprojekt beworben und den Zuschlag bekommen“, erzählt Tepelmann. Im Frühjahr 2017 hatten Hennen und Hahn dann ihren ersten Einsatz in der Grundschule Engelbostel, nachdem die Vogelgrippe zuvor für einige Verzögerung gesorgt hatte.

Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen sich Hahn Caruso und die Hennen in ihren mobilen Stall zurück. Foto: Andrea Hesse
Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen sich Hahn Caruso und die Hennen in ihren mobilen Stall zurück. Foto: Andrea Hesse

In drei Ställen werden auf dem Hof Rotermund-Hemme Hühner gehalten; die Gruppe der „mobilen“ Tiere ist dabei aus hygienischen Gründen von allen anderen getrennt. Geduldig wurden die Tiere hier auf den Kontakt mit Kindern und Erwachsenen vorbereitet; offensichtlich mit Erfolg, wie sich auf der mit einem mobilen Zaun eingehegten Fläche am Kranichweg zeigt.

Für die meisten der drei- bis sechsjährigen Kinder der evangelischen Kita ist die kleine Hühnerherde aufregend und spannend; andere haben kein Interesse an den Tieren oder ekeln sich sogar vor ihnen. Für Erzieherin Manuela Wenzel ist das völlig in Ordnung: Jedes Kind darf, muss aber nicht Kontakt mit den Hühnern aufnehmen. „Es geht uns vor allem darum, den Kindern Wertschätzung und Respekt vor allen Lebewesen und auch vor unseren Nahrungsmitteln nahezubringen“, erklärt Wenzel. Sie absolviert berufsbegleitend eine Fortbildung in tiergestützter Pädagogik und ist überzeugt davon, dass die Verantwortung für Tiere das Potenzial von Kindern ganz neu zu Tage fördern kann – im Rahmen ihrer Fortbildung hat sie das unter anderem bei einem autistischen Kind in einer anderen Einrichtung erlebt.

Während der „Hühnerwochen“ in der Kita Kranichweg wird Wenzel insbesondere von ihrer Kollegin Melanie Ebbing unterstützt; weitere Kolleginnen schauen am Wochenende nach den Tieren. Irgendwann soll es dann auch einen Besuch von Kindern und Kita-Team auf dem Hof Rotermund-Hemme geben – dann, wenn die Kitagruppen wieder öffentliche Verkehrsmittel benutzen dürfen, um nach Brelingen zu gelangen. Vom Team des Bio-Hofes ist Heike Eggers schon jetzt begeistert: „Wir bekommen auf jede Frage schnell und kompetent Antwort und fühlen uns richtig gut betreut“, erzählt sie. Auch für sie selbst seien die Hühnerwochen ein Erlebnis: „Es ist schon etwas Besonderes, ein noch warmes Ei aus dem Nest zu holen.“

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