Und er zog seine Straße fröhlich

Holger Hornbostel, Diakon und Sozialarbeiter im Diakonieverband Hannover-Land

Foto: Lutz Bornemann
Foto: Lutz Bornemann

In einer Traueranzeige für einen Verstorbenen las ich am letzten Sonntag den Bibelvers „und er zog seine Straße fröhlich…!“ Mein erster Gedanke war, was hat dieser Bibelvers hier zu suchen, da wo Menschen doch sehr traurig sind, wo der Tod nichts als Schweigen und das Gefühl von Einsamkeit hinterlässt. Der Tod hat so etwas Endgültiges, dass man überhaupt nicht daran denkt, dass es fröhlich weitergehen kann. Man erwartet ein Wort des Trostes oder der Erinnerung an den Verstorbenen.

Das Bibelwort ist nachzulesen in der Apostelgeschichte im 8. Kapitel. Dort wird erzählt wie der Philippus, einer der berufenen Diakone  einen Finanzbeamten aus Äthiopien trifft, der biblische Schriften liest und eigentlich gar nichts versteht. Philippus erklärt ihm den Abschnitt aus dem Alten Testament und nutzt die Gelegenheit von Jesus zu erzählen. Daraufhin will sich der Finanzbeamte taufen lassen. Philippus tauft,  indem er den Finanzbeamten dreimal ganz untertaucht. Anschließend heißt es von dem Beamten, „er zog seine Straße fröhlich.“

Vielleicht soll dieser Bibelvers in der Traueranzeige sagen, hier ist jemand verstorben, der ein lebensfroher Mensch war, der auch bei Rückschlägen sich nicht hat aus der Bahn bringen lassen. Dieser Vers weist allerdings auch in die Zukunft, er zog die Straße fröhlich zeigt ja, dass die Reise für den getauften Beamten eine Fortsetzung hat. Diese Reise geht über den Tod hinaus. So ist die Taufe ein Zeichen, welches ein Leben nach dem Tod anzeigt; so wie das nahende Osterfest auch. Die Taufe nimmt die Angst weil ich als Getaufter glaube, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist. Martin Luther soll in Zeiten der Angst und der Bedrohung mit Kreide die Worte „Ich bin getauft!“ auf den Tisch geschrieben haben. Für Martin Luther war dieses eine Lebensversicherung, er glaubte noch an die Existenz des Teufels als Verkörperung des Bösen.

Der Auferstehungsglaube ist in der Taufe schon vorweggenommen und ist so ein guter Schutzschirm wenn wir uns in Not fühlen. Die Gemeinschaft der Christen ist dann eine gute Hilfe, sie tröstet wenn wir einen geliebten Menschen verlieren. Sie kann auch in ganz alltäglichen Angelegenheiten helfen, wenn die Zeit für uns so schwer ist und wir vieles nicht selbst regeln können.

Aus dieser Sicht macht das Wort „er zog seine Straße fröhlich!“ in der Traueranzeige viel Sinn. Nicht nur im Leben war dieser Mensch ein fröhlicher Geselle und hat anderen viel Freude gemacht, sondern auch nach dem Tod zieht er voller Hoffnung auf ein Leben in der zukünftigen Welt Gottes fröhlich seine Straße.

Auch für die Hinterbliebenen wird der Spruch zum tröstenden, helfenden und hoffnungsvollen Wort: Es sagt auch: Ich stehe in meiner Trauer nicht allein, in der Taufe bin ich verbunden mit allen Christen und Gott, die mir zur Seite stehen. Und so kann es weitergehen: traurig, aber getröstet, allein aber dennoch in der Gemeinschaft. Ein guter Grund, „fröhlich seine Straße zu ziehen.“

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