„Seit ich singe, “ sagte sie, „geht es mir wieder besser.“
Superintendent Martin Bergau

„Seit ich singe, “ sagte sie, „geht es mir wieder besser.“ Nach der schmerzlichen Trennung von ihrem Mann brauchte sie lange Monate, sich wieder zurechtzufinden. Vorwürfe quälten. Der Freundeskreis brach auseinander. Vertrautes wurde fremd. Krise überall.
„Komm doch mal mit, zum Chor.“ Das sagte eine Freundin, die blieb. Ihr war aber überhaupt nicht nach Singen zumute. Ausgerechnet jetzt! Ihr hatte es doch sozusagen die Sprache verschlagen.
Eigentlich weiß sie selbst nicht, wie sie es geschafft hat, dann doch einmal mitzugehen. Viel Hoffnung hatte sie nicht, aber sie wollte auch nicht mehr zuwarten.
Was ihr gefiel? Ein Kirchenchor, der viele moderne Lieder singt. Nach einigen Wochen nahm sie (ohne weiter darüber zu reden) einige Sangesstunden. Sie lernte, ihren Atem richtig einzusetzen. Immer wieder musste sie das aufrechte Stehen üben. Eigentlich war der ganze Körper gefordert. Es tat gut. Das Schöne: Ihre Stimme. Sie wurde klarer, fester. Nach und nach kam die Sicherheit dazu.
Jetzt ist Advent. Schon seit Monaten haben sie für das große Konzert geprobt. Das war schon eigenartig, bei Sonnenschein und Sommerfrische Adventslieder einzusingen.
Doch nun ist sie da, die besondere Zeit. Und die Kirche war gut gefüllt, als der Chor sein Adventskonzert gab. Für sie wurde es ein besonderes Erlebnis, sich mit den vielen anderen Stimmen zusammenzuschließen. Ein einziger Klangkörper erfüllte den riesigen Kirchenraum.
Hinterher blieb man zusammen, alle Chormitglieder und Musiker trafen sich im Gemeindehaus. Es wurde ein Fest, bis in den späten Abend hinein.
Musik hören ist schön. Musik machen ist schöner. Und wer eine Stimme hat, kann singen. Übrigens ist nichts Anderes nach der biblischen Tradition das höchste Gut: Gott loben und preisen, am Besten mit der Sprache der Musik. Jetzt, in diesen Wochen, dem Weihnachtsfest entgegen, gibt es dazu wieder beste Gelegenheiten.