Sechs evangelische Gemeinden sind Tafel-Ausgabestellen

Im Martinshaus werden wöchentlich rund 80 Menschen versorgt

Barbara Schneider (von links), Anselm Moser, Annerose Hasenpusch, Jörg Severloh und Chris Wrubel bilden das ehrenamtliche Tafel-Team im Martinshaus. Auf dem Bild fehlt Ingrid Katthage. Foto: Andrea Hesse
Barbara Schneider (von links), Anselm Moser, Annerose Hasenpusch, Jörg Severloh und Chris Wrubel bilden das ehrenamtliche Tafel-Team im Martinshaus. Auf dem Bild fehlt Ingrid Katthage. Foto: Andrea Hesse

„Wir fühlen uns hier sehr wohl, sind ein eingespieltes Team und kommen auch privat gut miteinander aus“, erzählen Chris Wrubel und Jörg Severloh. Beide sind ehrenamtlich Mitarbeitende der Langenhagener Tafel und gehören zu dem Team, das einmal in der Woche im Martinshaus der Elisabethkirche Lebensmittel ausgibt. Ebenfalls zum Team gehören Anselm Moser, Annerose Hasenpusch, Barbara Schneider und Ingrid Katthage; sie alle sind seit mehreren Jahren ehrenamtlich für die Langenhagener Tafel tätig.

Rund 80 Kundinnen und Kunden aus Langenhagen haben einen Tafelausweis, der sie dazu berechtigt, einmal wöchentlich eine große Tasche voller Lebensmittel im Martinshaus abzuholen. Einen Euro legen sie dazu auf den Tisch und bekommen mit freundlichen Worten eine von vier Arten Lebensmitteltüten gereicht: für Alleinstehende, für Familien, mit oder ohne Schweinefleisch. Vom Tafel-Team gibt es dazu freundliche Worte und Hilfe beim Einpacken.

"Hier bleibt nie etwas übrig"

An einem Dienstag Mitte Mai kommen von den rund 80 für diese Ausgabestelle registrierten Kundinnen und Kunden bis auf drei alle pünktlich ins Martinshaus. Barbara Schneider macht für jede und jeden ein Kreuzchen hinter dem Namen auf ihrer Liste und freut sich am Ende, dass nur drei Tüten übrigbleiben – an manchen Tagen sind es ein paar mehr. „Manchmal ziehen die Menschen um und melden sich nicht bei uns ab oder sie sind einfach krank“, sagt Anselm Moser. „Trotzdem bleibt hier nie etwas übrig.“

Auch an diesem Tag finden die drei zuletzt noch übrigen Lebensmittelpakete dankbare Abnehmer: Ein Mann, der mit seinem Kind gekommen ist, freut sich, als ihm nach einiger Wartezeit eine Tasche voller Lebensmittel überreicht wird. Er würde sich gerne als Tafelkunde registrieren lassen; aktuell musste die Einrichtung jedoch aus Kapazitätsgründen einen Aufnahmestopp verhängen. Nach ihm sind zwei junge Frauen mit Kindern dankbar für die Tüten, die ihnen Annerose Hasenpusch über den Tisch reicht.

"Wir sind den Kirchengemeinden dankbar"

Insgesamt betreibt die Langenhagener Tafel, ein gemeinnütziger Verein, in Langenhagen, Isernhagen und in der Wedemark 15 Ausgabestellen; sechs davon in evangelischen Kirchengemeinden. Wöchentlich 2.000 Menschen, viele von ihnen mit Familie, werden durch die Tafel mit kostenlosen Lebensmitteln unterstützt, weil ihre finanziellen Möglichkeiten zu begrenzt sind, um sich selbst ausreichend zu versorgen. „Wir sind sehr dankbar, dass sich die Kirchengemeinden für uns geöffnet haben und es uns ermöglichen, den Menschen zu helfen“, sagt Anselm Moser.

Froh ist das Tafel-Team aus dem Martinshaus auch über die entspannte Stimmung, die meistens während der Ausgabezeiten herrscht: Die Verständigung mit den Menschen, die oftmals als Geflüchtete nach Langenhagen gekommen sind, klappt – manchmal auch mithilfe einer Übersetzungs-App. Der Umgangston ist freundlich und nicht wenige der Kundinnen und Kunden zeigen offen ihre Dankbarkeit: „Eine Frau hat für uns alle warme Socken gestrickt, eine andere bringt uns immer mal wieder selbstgekochte Marmelade mit und ein Mann schenkt uns Pralinen“, erzählt Jörg Severloh. Auch unter den Tafel-Kundinnen und -Kunden gibt es nur in Einzelfällen verbale Auseinandersetzungen, wenn die Zahl der Lebensmitteltüten nicht ausreicht für diejenigen, die keinen Tafel-Ausweis haben, dennoch aber gerne Brot, Obst, Gemüse, Milch und Konserven mitnehmen würden.

 

25 Jahre Langenhagener Tafel

Etwa 80 Menschen werden an jedem Ausgabetag im Martinshaus mit Lebensmitteln versorgt. Foto: Andrea Hesse
Etwa 80 Menschen werden an jedem Ausgabetag im Martinshaus mit Lebensmitteln versorgt. Foto: Andrea Hesse

Vor 25 Jahren musste Jutta Holtmann noch überredet werden, die Langenhagener Tafel mitzugründen; heute ist sie mit Leib und Seele Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins. „Ich mach das wahnsinnig gerne“, sagt sie und nennt auch gleich einen der Gründe für ihre Freude an der ehrenamtlichen Arbeit: „Wir haben einen ganz, ganz tollen Vorstand.“

Am 5. Mai 1998 wurde die Langenhagener Tafel gegründet, und Jutta Holtmann war gleich mit an Bord. Die damalige Initiatorin und Tafelvorsitzende Veronika Sauer habe sie überredet, mitzumachen, erzählt Holtmann. Damals ahnte sie noch nicht, welch umfangreiches und langfristiges Engagement daraus erwachsen sollte.

Auch die Verbindung zur Kirche entstand schon im Gründungsjahr der Langenhagener Tafel: Um diejenigen zu erreichen, für die das neue Angebot gedacht war, nahmen Veronika Sauer und Jutta Holtmann Kontakt zu den Kirchengemeinden auf; fragten bei Besuchsdiensten und in Gemeindegruppen nach. Diese Vernetzung zahlte sich aus: „Die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden funktioniert gut“, sagt Jutta Holtmann. „Wenn’s bei Absprachen mal ruckelt, dann reden wir – und es renkt sich immer wieder ein.“

Während es in den ersten Jahren der Tafel keine Prüfung der Bedürftigkeit gab, ist der gemeinnützige Verein heute verpflichtet, von seinen Kundinnen und Kunden einen entsprechenden Nachweis einzuholen. 132 ehrenamtlich Mitarbeitende engagieren sich zurzeit in der Langenhagener Tafel; die meisten von ihnen sind bereits im Ruhestand oder in Altersteilzeit tätig. „Immer mal wieder holen Mitarbeitende dann auch ihren Partner oder ihre Partnerin nach“, erzählt Jutta Holtmann – ein Indiz dafür, dass die Arbeit Freude macht und das Team gut miteinander auskommt. So herrsche im Moment auch kein Mangel an Menschen, die bei der Tafel mit anpacken, freut sich die Vorsitzende.

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