„Respekt ist der Schlüssel“

Pastorin zeigte Haltung bei Kundgebung gegen Rechtsextremismus

"Respekt ist der Schlüssel": Jessica Jähnert-Müller sprach auf der Isernhagener Kundgebung, der Posaunenchor aus Altwarmbüchen unterstützte musikalisch. Foto: Andrea Hesse
"Respekt ist der Schlüssel": Jessica Jähnert-Müller sprach auf der Isernhagener Kundgebung, der Posaunenchor aus Altwarmbüchen unterstützte musikalisch. Foto: Andrea Hesse

„Unsere Gesellschaft steht an einem entscheidenden Wendepunkt. Nicht umsonst steht über den vielen Demonstrationen in unserem Land die Parole ‚Wir sind die Brandmauer!‘ Wir sind es, die einen gesellschaftlichen Flächenbrand noch aufhalten können. Nie wieder, so haben wir es einmal geschworen. Und nie wieder ist jetzt!“

Mit diesen klaren Worten wandte sich Jessica Jähnert-Müller, Pastorin der evangelischen St.-Nikolai-Gemeinde in Kirchhorst, an die etwa 350 Zuhörer*innen vor dem Isernhagener Rathaus. Auf Einladung des Umweltschutzvereins für Isernhagen und Burgwedel waren sie zusammengekommen, um sich gegen Rechtsextremismus und für die Demokratie zu positionieren; auf einem großen Banner hinter der Rednerin prangte der Schriftzug „Umweltschutz statt brauner Schmutz“.

Tatsächlich spielte das Thema Umweltschutz in den Reden kaum eine Rolle; vielmehr ging es um die Bedeutung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Mitmenschlichkeit für das Zusammenleben. „Nehmen wir die Angst der Menschen vor der Zukunft nicht ernst, dann verkennen wir, wo die eigentliche Kraft von Extremismus und Ideologien liegt: Sie spielen mit den Ängsten der Menschen, und sie schüren Angst, um ihre eigenen Parolen in die Köpfe der Menschen zu pflanzen“, so Jähnert-Müller. Auch nach 90 Jahren sollte niemand vergessen, dass der Nährboden für den erstarkenden Nationalsozialismus in Deutschland auch aus Angst bestanden habe.

Dieter Poppe, Vorsitzender des Umweltschutzvereins und Hauptorganisator der Kundgebung, machte mit unkommentierten Originalzitaten deutlich, wie weit zu gehen Mandatsträger der AfD bereit sind: „Das große Problem ist, dass man Hitler als das absolut Böse darstellt“ (Björn Höcke, Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringen), lautete eines der Zitate. Isernhagens Bürgermeister Tim Mithöfer zeigte sich stolz darauf, dass im Rat der Kommune Isernhagen nur demokratische Parteien vertreten sind und forderte die Anwesenden auf, sich auch weiterhin für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einzusetzen. Denjenigen, die in der Nacht vor der Kundgebung AfD-Sticker an Säulen auf dem Rathausplatz verteilt hatten, versprach er eine Strafanzeige.

Natürlich kenne auch sie kein sofort wirksames Mittel gegen die zersetzende Wirkung des Rechtsextremismus, erklärte Jähnert-Müller zum Ende ihrer Rede, die großen Applaus erhielt. Einen Ansatz zumindest aber könne sie benennen: „Respekt ist der Schlüssel für eine gesellschaftliche Verständigung. Und wenn es uns gelingt, eine Haltung einzunehmen, die respektvoll, solidarisch, klar und entschieden ist und sich für Empathie, für Vielfalt, für Versöhnung und Frieden einsetzt, dann ist schon etwas gewonnen.“

Sich zu einer Demonstration aufzumachen, sei das eine, die respektvolle Haltung im Alltag zu leben, das andere, so Kirchhorsts Pastorin. „Aber ich glaube daran, dass das funktionieren kann, ja, funktionieren muss. Lassen wir es nicht weiter zu, dass wir gespalten werden in unserer Gesellschaft!“

Zurück