Pfingsten – da kommt Leben in die Bude

Foto: Valentin Hintikka auf Pixabay

Etwas versteckt an der Hauswand explodiert in meinem Garten gerade die große Blütenpracht einer Pfingstrose. Sie zählt zu den ältesten Gartenpflanzen Europas. Botanisch gehört sie gar nicht zu den Rosen, musste ich lernen, sondern zu den Hahnenfußgewächsen. Na gut. Sie hat keine Dornen und blüht nur für kurze Zeit.

Pfingsten – 50 Tage nach Ostern. Christinnen und Christen feiern Gottes Geistkraft, den Heiligen Geist. Jesus, auferstanden und „aufgefahren in den Himmel“, ist retour bei Gott. Aber – so drückt es das Johannesevangelium im Bild gesprochen aus: Er lässt uns nicht als Waisen zurück (Johannes 14,18). Gott schickt in Jesu Namen seinen Tröstergeist, „der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“ (Johannes 14,26).

Pfingsten – da weht ein neuer Wind. Da kommt Leben in die Bude. Pfingsten ist wie ein großes Aufatmen und Aufblühen. Schenkt Freude, Farben, Begeisterung. Und einen himmlischen Duft.

Manchmal sagen wir, dass uns etwas stinkt. Wir meinen dann Dinge, die wir nicht ändern können, die belasten, die unerträglich sind. Die Aussetzung des Familiennachzugs von Geflüchteten, andauernde menschenverachtende Parolen in unseren Parlamenten … Mir fällt so Manches ein, das „zum Himmel stinkt“. Auch in persönlichen Beziehungen herrscht oft „dicke Luft“, wenn das Zusammenleben schwierig und lieblos geworden ist. Und manchmal wird das eigene Leben selbst so sehr auf die Probe gestellt, dass die Luft zum Atmen fehlt.

Früher gab es den Brauch, an Pfingsten Türen und Fenster weit offen zu lassen. Man stellte sich vor, an diesem Tag fliegt der Heilige Geist über die Welt und weht wie ein frischer Wind durch die geöffneten Türen und Fenster in die Häuser.

Das gefällt mir. Pfingsten als Symbol für einen frischen Wind, der uns und unsere Häuser so richtig durchlüftet. Die stickige, verbrauchte Luft, die müde und träge macht, muss raus. Ein neuer Wind, der belebt, der neue Energie bringt, vielleicht auch etwas Wirbel macht und durcheinanderbringt, muss rein.

Pfingsten – da weht ein neuer Wind. Klar, es wird nicht alles rosarot wie meine Pfingstrose. Anders als ihr bleiben uns Dornen nicht erspart im Leben. Auch die Erfahrung nicht, dass Zusammenleben alles andere als dufte sein kann. Aber Pfingsten hält an der Hoffnung fest, dass es immer Wege und Auswege gibt. Statt Ohnmacht neuen Mut. Statt Streit und Unverständnis neues gegenseitiges Verstehen.

Superintendent Dirk Jonas

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