Mimuse goes Elisabeth – eine gelungene Premiere

H.G. Butzko spielt sein neues Programm „aber witzig“ in der Kirche

Mit passender Pointe: H.G. Butzko während seiner Vorpremiere in der Elisabethkirche. Foto: Andrea Hesse
Mit passender Pointe: H.G. Butzko während seiner Vorpremiere in der Elisabethkirche. Foto: Andrea Hesse

H.G. Butzko ist sauer auf die Politik – so sauer, dass sein neues Programm „aber witzig“ vielleicht noch bissiger ausfällt als diejenigen der vergangenen Jahre. Das liegt daran, dass er selbst und mit ihm rund 1,7 Millionen Kulturschaffende in Deutschland aufgrund der aktuellen Corona-Politik vor den Scherben ihrer Existenz stehen – und sich von der Politik verraten und verkauft fühlen. Am Ende des Abends in der Langenhagener Elisabethkirche, in der Butzkos „aber witzig“ als Vorpremiere und Mimuse-Auftakt zu sehen ist, verstehen die rund 60 Besucher*innen auch, warum das so ist: Der Kabarettist unterfüttert seine bittere Klage mit Fakten und Zitaten, entlarvt viele schöne Worte als das, was sie wohl tatsächlich sind: Placebos.

Die Ankündigung der Bundesregierung, Kulturschaffende mit einem Zuschuss zu ihren Betriebskosten zu unterstützen, zerreißt Butzko in der Luft: „Wo in unseren Städten findet man denn das Satire-Atelier neben dem Poetry-Slam-Büro gegenüber dem Warenlager für abgestandene Comedy-Pointen?“, fragt er. Einer wie er kann da nur Fahrtkosten und Hotelrechnungen vorweisen; und auch die fallen nicht an, wenn es keine Auftritte mehr gibt. Die von Butzko zitierte Aufforderung aus der Politik, an Rücklagen und Ersparnisse ranzugehen („Das ist wohl das, was Adidas nicht hat“) oder gar die eigenen Musikinstrumente zu verkaufen, lässt dem Publikum das Lachen über den bissigen Schnellsprecher im Halse stecken bleiben. Der Kulturbereich sei in Deutschland nach der Autoindustrie der zweitgrößte Sektor in Sachen Wertschöpfung, setzt Butzko noch einen drauf – ob es ihn 2021 noch geben werde, stehe in den Sternen.

Die besondere Atmosphäre prägte den Abend – trotz Abstandsgebot und Masken. Foto: Inga Herrmann
Die besondere Atmosphäre prägte den Abend – trotz Abstandsgebot und Masken. Foto: Inga Herrmann

Die Erfahrungen, von denen der Kabarettist aus Gelsenkirchen mit der Berliner Sozialisation spricht, sind den Mimuse-Macher*innen vertraut; auch wenn sie dank sehr viel ehrenamtlichem Engagement, städtischen Spielstätten und Zuschüssen sowie einer hauptamtlichen städtischen Mitarbeiterin noch keine großen finanziellen Sorgen haben. Wie das alles weitergehen soll, lässt sich nur von Tag zu Tag einschätzen – umso glücklicher waren Programmmacherin Inga Herrmann und ihr ehrenamtliches Team um den Klangbüchsen-Vorsitzenden Jürgen Köhler über eine ziemlich spontane Zusage der Elisabeth-Kirchengemeinde. „Wir freuen uns, wenn ihr bei uns in der Kirche spielt“, übermittelte Pastorin Bettina Praßler-Kröncke die Antwort des Kirchenvorstandes, als die vorsichtige Frage nach einem Kabarettabend in der Elisabethkirche kam.

Natürlich wurden an diesem Abend, ebenso wie bei jedem Gottesdienst, die Corona-bedingten Abstands- und Hygieneregeln strikt eingehalten, dennoch hatte die Veranstaltung trotz Abstandsgebot und Maske eine besondere Atmosphäre. „Das Licht und die Stimmung hier in der Kirche sind ganz besonders“, drückte es eine Besucherin aus. „Eine gelungene Premiere“, freute sich auch das Mimuse-Team am Ende des Abends. Eine junge Ehrenamtliche stellte angenehm überrascht fest, dass sie die Kirche an diesem Tag erstmals außerhalb der Weihnachtszeit betreten habe – und dass ihr das sehr gefalle.

H.G. Butzko sah das vielleicht ähnlich: „Ich bringe diese Pointe immer, heute aber passt sie ganz besonders“, stellte er fest, nachdem er über den „Komiker, der da vorne steht“ gelästert und damit sich selbst ebenso wie Pastorinnen und Pastoren gemeint hatte. Die Kirche wird’s aushalten …

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