„Meine Zeit mit den Elizas ist gerannt“

Chorleiterin Dörte Wehner verabschiedet sich aus Langenhagen

Dörte Wehner während einer Probe mit den Eliza-Singers. Foto: Uwe Winarsky
Dörte Wehner während einer Probe mit den Eliza-Singers. Foto: Uwe Winarsky

„Dörte, kannst du das nicht machen?“ Mit dieser schlichten Frage begann vor mehr als 20 Jahren eine lange Erfolgsgeschichte: Dörte Wehner übernahm im September 1998 die Chorleitung der Eliza-Singers und verhinderte damit die drohende Auflösung des Chores in der Langenhagener Elisabeth-Kirchengemeinde. In diesen Tagen nun verabschiedet sie sich aus Langenhagen, um privat und beruflich ganz neue Wege zu gehen.

„Ich bin damals in ziemlich große Fußstapfen getreten“, erinnert sich Dörte Wehner an das Jahr 1998. Sie übernahm die Chorleitung vom hauptamtlichen Kantor Udo Grübe, der in den Ruhestand ging, und hatte gerade die Aufnahmeprüfung für das Fach Chor- und Ensembleleitung an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover bestanden. „Als ich das erste Mal mit den Elizas probte, hatte ich noch keinen einzigen Tag studiert“, erinnert sie sich – viele gute Voraussetzungen brachte Dörte Wehner dennoch mit. Seit ihrem fünften Lebensjahr hatte sie Klavier und Klarinette gespielt, eine Ausbildung an der Orgel als nebenamtliche Kirchenmusikerin absolviert und bereits mehrere Jahre bei den Eliza Singers mitgesungen.

Der Rollenwechsel von der Mitsängerin zur Leiterin hatte für alle Beteiligten Vorteile: „Alles, was ich an der Hochschule gelernt habe, habe ich immer gleich mit dem Chor ausprobiert“, erzählt Dörte Wehner. Im Gegenzug bekamen die Elizas eine begeisterte und vor allem begeisternde Dirigentin, unter deren Leitung das Ensemble langsam aber beständig wuchs. Heute hat der Chor einen sehr stabilen Kern und arbeitet ebenso intensiv wie harmonisch zusammen.

Neue Wege betrat Dörte Wehner mit ihrem Chor im Jahr 2000: Für das Langenhagener Kulturfestival wurde erstmals ein Musicalprogramm erarbeitet, das die Sängerinnen und Sänger auswendig vortrugen und mit einer Choreographie untermalten. „Es drängt mich immer, etwas Bühnenhaftes, Revue-Artiges zu machen“, erzählt Wehner – und ihr Chor ging begeistert mit. Auf ebenso große Begeisterung stießen die Chorfreizeiten, die ab 2001 alljährlich im Kalender standen.

Eine weitere, aus der Not geborene Veränderung Mitte der 2000er Jahre wirkte sich schließlich auch positiv auf den Chor aus: Nach längeren Verteilungskämpfen um die für Kirchenmusik zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel entschlossen sich die Chormitglieder, ihre Leiterin zukünftig selbst zu finanzieren und schlossen einen Honorarvertrag mit der Kirchengemeinde ab. „Das hat das Selbstbewusstsein des Chores und die Verbindung zur Gemeinde gestärkt“, sagt Dörte Wehner.

Bis 2009 lebte die Langenhagenerin allein von der Musik: Neben der Leitung von Chören erteilte sie Musikunterricht und war als freiberufliche Musikpädagogin tätig. Parallel dazu studierte sie Erwachsenenbildung und trat nach ihrem Abschluss 2010 bei Unicef eine Stelle im Ehrenamtlichen-Management an. Außer den Elizas gab sie in dieser Zeit alle weiteren musikalischen Engagements auf – ein großes Kompliment an den Langenhagener Chor. Der wiederum zeigte sich sehr geduldig und nachsichtig, wenn Dörte Wehner wieder einmal eine Dienstreise anmeldete und bei mehreren Proben ausfiel.

„Es war anstrengend, nach einer 40-Stunden-Arbeitswoche noch Energie für den Chor zu mobilisieren“, erzählt Wehner – Freude hat es ihr dennoch immer gemacht. Einfacher wurde es, als die Elizas einen Chor-Rat gründeten und ihrer Leiterin Aufgaben abnahmen; so kümmert sich etwa Birgit Winter seither engagiert und verlässlich um die Finanzen und die Öffentlichkeitsarbeit. „Der gesamte Chor-Rat war mir immer eine große Unterstützung“, schwärmt Dörte Wehner von den beteiligten Sängerinnen und Sängern.

„Meine Zeit mit den Elizas ist gerannt und ich stehe fassungslos davor“, sagt Wehner, wenn man sie auf den bevorstehenden Abschied aus Langenhagen anspricht. „Ich habe meine gesamte Jugend in dieser Gemeinde verbracht: Kinderchor, Konfirmation, den Jugendraum mitgestaltet, die Palettenmöbel mit gebaut, die Eliza-Singers …“

Mit ihrem Abschied aus Langenhagen beginnt für Dörte Wehner ein ganz neuer Lebensabschnitt: Mit ihrem Mann zieht sie nach Weimar, ist schon sehr gespannt auf das gesellschaftliche Klima in Thüringen. Beruflich will sie sich im Arbeitsfeld Moderation und Prozessbegleitung selbständig machen, sich von Weimar aus ein Netzwerk aufbauen.

„Bei meinem Abschied von den Elizas werden wir alle sehr weinen“, weiß Dörte Wehner genau – die mehr als zwanzigjährige gemeinsame Geschichte verbindet. Trotzdem sei es richtig, jetzt zu gehen: „Bisher ist es immer nur schöner geworden und das kann natürlich nicht immer so weiter gehen. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um zu gehen.“

Am Sonntag, 8. September, um 10 Uhr wird Dörte Wehner in einem Gottesdienst in der Elisabeth-Kirche verabschiedet.

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