„Kirchenvorstände müssen sich auf uns einstellen“

Marie-Sofie Kalis gibt Tipps für die Zusammenarbeit mit jungen Menschen

Lea-Sophie Reiss und Lukas Blümke rechnen sich gute Chancen aus. Erstmals dürfen in der hannoverschen und in der oldenburgischen Kirche junge Menschen schon ab 16 Jahren in die Kirchenvorstände gewählt werden. „Wenn die Amtszeit im Juni beginnt, bin ich noch 15 Tage lang minderjährig“, sagt Lukas und lächelt verschmitzt. Auch Lea-Sophie ist erst 17. Damit zählen die beiden Jugendlichen aus Celle zu den jüngsten Kandidat*innen, die es in der evangelischen Kirche in Niedersachsen je gegeben hat. Ende Oktober wurden die Wahllisten geschlossen.

Bei Cola, Wasser und Keksen erzählen Lea-Sophie und Lukas im Gemeindehaus von Westercelle, was sie motiviert. „Wir wollen Verantwortung übernehmen“, sagt Lukas. „Das ist auch wichtig fürs spätere Leben.“ An den Wänden des Seminarraumes hängen „Steckbriefe“ der Konfigruppen und Lea-Sophie zeigt auf eines von ihnen, auf dem sie mittendrin steht: „Da war ich Teamerin“, sagt sie.

Wie sie engagiert sich Lukas ebenfalls in der Konfiarbeit. Auch deshalb blicken beide der Wahl zuversichtlich entgegen: „Viele kennen mich“, sagt Lea-Sophie. Für ihre Kandidatur mussten sie die Zustimmung der Eltern einholen, das sieht das Gesetz vor. Beide haben schon in Sitzungen der amtierenden Kirchenvorstände reingeschnuppert. Abgesehen vom Jugenddiakon sei dort das jüngste Mitglied „gefühlt so zwischen 45 und 50“, sagt Lukas. Doch sie haben sich vorgenommen, auf Augenhöhe mitzureden.

Sie setzen auf gute Zusammenarbeit der Generationen im Kirchenvorstand: die Kirchenvorsteherinnen Marie-Sofie Kalis und Ulrike Jagau aus der Elisabeth-Kirchengemeinde. Foto: Andrea Hesse
Sie setzen auf gute Zusammenarbeit der Generationen im Kirchenvorstand: die Kirchenvorsteherinnen Marie-Sofie Kalis und Ulrike Jagau aus der Elisabeth-Kirchengemeinde. Foto: Andrea Hesse

Damit das gelingt und die jungen Neuen am Ball bleiben, müssen sich die Kirchenvorstände auf sie einstellen, meint Marie-Sofie Kalis. Die 22-Jährige ist im Februar des letzten Jahres in den Kirchenvorstand der Elisabeth-Kirchengemeinde in Langenhagen nachgerückt. Sie will bei der anstehenden Wahl kandidieren und hat inzwischen auch andere Kirchengemeinden beraten, worauf sie achten sollten. „Am Anfang ist man mit sehr vielem konfrontiert“, sagt Kalis. „Man fasst Beschlüsse über Geldsummen, die man noch nie in der Hand hatte.“

Sie empfiehlt deshalb den erfahrenen KV-Mitgliedern, nicht für selbstverständlich zu nehmen, worüber beraten wird. Sie sollten dazu ermuntern, Fragen zu stellen und eine Atmosphäre schaffen, in der sich noch Unerfahrene dies auch trauen. „Das kommt allen zugute, auch den Älteren“, sagt Kalis. Zukünftig will sie ihr Engagement nicht nur auf die Jugendarbeit begrenzen: Sie hat vor, am gemeindlichen Schutzkonzept zur Prävention sexualisierter Gewalt mitzuarbeiten. Gerade weil es noch nicht lange her ist, dass sie ihre Zeit in den Jugendräumen und auf Freizeiten verbracht hat, kann sie vielleicht beisteuern, was anderen gar nicht bewusst ist, ist sie überzeugt.

2018 lag das Durchschnittsalter in den gewählten Kirchenvorständen der hannoverschen Landeskirche bei etwas mehr als 50 Jahren. Nur 2,77 Prozent der Gewählten waren zwischen 18 und 24 Jahre alt. Damit mehr Jüngere in die Gremien einziehen, hat die Landeskirche das Wahlgesetz geändert und neben dem abgesenkten Mindestalter für eine Kandidatur noch weitere Regeln vorgesehen. „Wenn unter den Gewählten nicht sowieso schon eine Person unter 27 Jahren ist, soll der Kirchenvorstand einen solchen Menschen berufen“, erklärt Susanne Briese, Landespastorin für ehrenamtlich Tätige. Und noch etwas ist hilfreich: Kandidat*innen für den Kirchenvorstand haben die Wahl, ob sie sich für sechs Jahre oder nur für drei Jahre wählen lassen möchten.

Im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen wird es für viele Kirchenvorstände mit Beginn ihrer Amtszeit die Möglichkeit zur Berufung einer unter 27-jährigen Person geben: In den 18 Kirchengemeinden kandidieren nur eine minderjährige und vier unter 27-jährige Personen; außerdem zwei, die genau 27 Jahre alt sind. Quelle: epd Niedersachsen/Bremen, Karen Miether

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