„In unserer Kirche steckt viel Innovationskraft“

Kirchenmitgliedszahlen sinken weiter / Einbruch bei den Einnahmen erwartet 


Finanzverteilung in der hannoverschen Landeskirche im Jahr 2020
Finanzverteilung in der hannoverschen Landeskirche im Jahr 2020

Zeitgleich mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat auch die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers jetzt ihre grundlegenden statistischen Daten zum kirchlichen Leben im Jahr 2019 bekannt gegeben. Zum Stichtag 31. Dezember 2019 gehörten 2.482.015 Menschen zur hannoverschen Landeskirche. Dies entspricht einem Rückgang von 50.586 Mitgliedern (1,99 %) gegenüber dem Vorjahr.  Im Jahr 2019 verstarben 41.412 Mitglieder (2018: 41.797), 30.413 Menschen traten aus der Landeskirche aus (2018: 25.996). Dem gegenüber stehen 20.179 Taufen (2018: 20.996) und 3.457 Aufnahmen (2018: 3.809).

Im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen verringerte sich die Zahl der Mitglieder im Jahr 2019 um 1.114 Personen; am 2. Januar 2020 waren 46.839 Menschen Mitglied in einer der Gemeinden des Kirchenkreises. 758 Kirchenaustritten im Jahr 2019 standen 419 Taufen und 77 Aufnahmen gegenüber.

Die Erträge aus Kirchensteuern betrugen in der hannoverschen Landeskirche 611,7 Millionen Euro (2018: 594,8). Im Haushaltsjahr 2019 schloss das Jahresergebnis mit einem Gewinn von 7,1 Millionen Euro (2018: Verlust von 23,1) ab. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt gehen die Finanzfachleute im Landeskirchenamt aktuell davon aus, dass die Kirchensteuereinnahmen 2020 deutlich geringer ausfallen werden als 2019. „Die Schätzungen sind noch nicht verlässlich, es zeichnen sich jedoch Kirchensteuerrückgänge im zweistelligen Prozentbereich ab“, erklärt Benjamin Simon-Hinkelmann, stellvertretender Pressesprecher der Landeskirche.

„Natürlich bedrücken mich diese Zahlen, aber sie dürfen uns nicht entmutigen: Die Arbeit der Kirche ist wichtig, vielleicht wichtiger als jemals zuvor“, sagt Landesbischof Ralf Meister. „Das haben wir in den letzten Monaten gesehen, als Menschen nach Trost, Hoffnung und Zuversicht gesucht haben. In unseren Kirchengemeinden sind praktisch über Nacht viele kreative Angebote entstanden, um auch weiter für die Menschen da zu sein.“ Am Auftrag der Kirche änderten die zurückgehenden Mitgliederzahlen nichts, so Meister weiter: „Ich bin all unseren Kirchenmitgliedern sehr dankbar, dass sie durch ihre Mitgliedschaft unsere Arbeit mit und für andere Menschen möglich machen: Im Seniorenkreis oder in der Konfirmandenarbeit, in Pflegeeinrichtungen oder in den Kitas. So setzen wir ein starkes Zeichen der Solidarität, das unsere Gesellschaft dringend braucht.“

Dr. Stephanie Springer, Präsidentin des Landeskirchenamts der Landeskirche Hannovers, stellt die Entwicklung der Mitgliederzahl in einen größeren Zusammenhang: „Die Skepsis der Menschen gegenüber Institutionen und die abnehmende Bereitschaft, sich lebenslang an einen Verein oder eine Organisation zu binden, sind große gesamtgesellschaftliche Trends. Sie betreffen nicht nur, aber auch die Kirche und führen dazu, dass wir jedes Jahr Mitglieder verlieren – unabhängig davon, wie gut oder weniger gut kirchliche Arbeit ist. Das werden wir auch mit unseren Reformbemühungen auf allen kirchlichen Ebenen, die richtig und notwendig sind, in den kommenden Jahren nicht stoppen können.“ Springer baut auf die Bereitschaft der Kirche zu fortwährender Reform: „Gerade in der Corona-Zeit haben wir erlebt und erleben es noch, wieviel Innovationskraft in der Kirche steckt: Innerhalb von ganz kurzer Zeit sind viele wunderbare digitale, aber auch analoge Initiativen entstanden, die Mut machen für die Zukunft.“

Vizepräsident Dr. Rolf Krämer, Leiter der Finanzabteilung im Landeskirchenamt, ist zuversichtlich, dass der Zuwachs bei den Kirchensteuereinnahmen 2019 dazu beitragen werde, die erheblichen Einbrüche aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auszugleichen. „Für die nächsten Jahre stellen wir uns aber darauf ein, dass uns künftig immer weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.“

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