Im Herzen berühren, nicht nur im Kopf bewegen

Blick in die Zukunft beschäftigt die Kirchenkreissynode

Kirche träumen – ein Anliegen der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis. Foto: Andrea Hesse
Kirche träumen – ein Anliegen der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis. Foto: Andrea Hesse

Der ungewöhnliche Tagungsort erwies sich sowohl als Glücksfall wie auch als Handicap: Die Kirchenkreissynode Burgwedel-Langenhagen kam jetzt coronabedingt in der St.-Marcus-Kirche in Wettmar zusammen. Während der von Pastorin Reni Kruckemeyer-Zettel und ihrem Team gestaltete Gottesdienst und die Vorstellung der Evangelischen Jugend in der großen Kirche einen eindrucksvollen Rahmen fanden, war die notwendige „Verstreuung“ der Synodenmitglieder im Kirchenschiff für die inhaltliche Arbeit eher hinderlich. Dennoch: Eine Reihe von befristeten Stelleneinrichtungen und -erweiterungen beschlossen die Mitglieder jeweils ohne Gegenstimme. In den Planungs- und Strukturausschuss, dem vor dem Hintergrund sinkender Mitgliederzahlen große Bedeutung zukommt, wählten sie Pastorin Jessica Jähnert-Müller (St. Nikolai Kirchhorst), Diakon Philipp Lerke (St. Marcus Wettmar und Christophorus Altwarmbüchen) und Kirchenkreisjugendwartin Anne Basedau.

Superintendent Holger Grünjes begann seinen Ephoralbericht mit einem Dank an Anke Kappler, Fundraiserin in den Kirchenkreisen Burgwedel-Langenhagen und Burgdorf: Ihr war es gelungen, gemeinsam mit den jeweils Beteiligten vor Ort gleich drei Auszeichnungen im Rahmen des Fundraising-Preises der hannoverschen Landeskirche zu gewinnen. Im Weiteren beleuchtete Grünjes das „kirchliche Leben in Vorläufigkeit“, geprägt durch die Corona-Pandemie: „Das Geschäftsmodell der Nähe, das uns auszeichnet, hat im Moment keine Konjunktur“, zitierte er Kirchenkreiskantor Christian Conradi. Dennoch: Der Vorwurf, Kirche habe in der Krise versagt, sei nicht haltbar – Kirche sei für die Menschen da gewesen, nur eben anders als man es gewohnt sei.

„Corona hat dazu beigetragen, Gemeindegrenzen zu überwinden, und wir haben auch gelernt, dass Kirche nicht an Räume gebunden ist“, so Grünjes. In den Pfarrämtern, Kitas und im Kirchenkreisamt, von beruflich Tätigen ebenso wie von Ehrenamtlichen sei großartige Arbeit geleistet worden. Auch die Verbundenheit mit dem Partnerkirchenkreis Odi in Südafrika habe sich in der Krise bewährt: Auf einen Notruf des dortigen Dean hin sei eine Spendenkampagne angelaufen, die auch in Zukunft fortgesetzt werden soll.

Foto: Andrea Hesse
Foto: Andrea Hesse

Besonderes Augenmerk richtete Grünjes auf die Entwicklung des Kirchenkreises in den kommenden Jahren: „Alle Selbstverständlichkeiten, die wir als Kirche tradiert haben, werden in Frage gestellt“, betonte er mit Blick auf die rapide sinkenden Mitgliedszahlen. „Wir werden uns verabschieden müssen von dem vertrauten ‚Wir laden ein‘ und fröhlich hinausgehen; uns nicht in unsere Häuser zurückziehen und nicht hinter der Kubatur verkriechen.“ Um nicht von den äußeren Umständen überrollt zu werden, müssten jetzt Perspektiven entwickelt werden – eine Chance, Kirche zu träumen. Ganz praktisch wird es nach mehrjähriger Vorarbeit der Arbeitsgruppe 2030 im Januar und Februar 2021 in allen vier Regionen des Kirchenkreises Auftaktveranstaltungen zur Profilbildung und zur Entwicklung von Perspektiven in den Regionen geben.

„Woher? Wohin? #Weiterdenken“ – unter dieser Überschrift präsentierten dann auch junge Menschen aus der Evangelischen Jugend im Kirchenkreis ihren Blick auf die Zukunft. Kirche träumen und dazu Überkommenes durcheinander wirbeln – für sie ist das ein echtes Anliegen, das sie mit einer einstürzenden Kirche aus Pappkartons und eindringlichen Aufforderungen vor der Synode ausbreiteten: „Stellt euch vor, dass wir eines der grundlegenden Themen aufgreifen und die Bewahrung der Schöpfung in die Realität umsetzen … stellt euch vor, dass wir als Kirchenkreis durch unser Handeln in die Gesellschaft hineinwirken … stellt euch vor, dass in unserer Kirche kein Platz ist für Rassismus, Sexismus und Genderdiskriminierung … stellt euch vor, dass wir eine Gemeinschaft sind, die sich über Gemeindegrenzen hinweg definiert … stellt euch vor, dass Menschen durch unsere Worte wieder mehr im Herzen berührt als nur im Kopf bewegt werden.“

Um in den kommenden Auftaktveranstaltungen zur Profilbildung die Perspektive junger Menschen im Kirchenkreis wahrzunehmen forderte Ole Mewes, Mitglied der Evangelischen Jugend und des Kirchenkreisvorstandes, die Gemeinden dazu auf, junge Menschen in die Arbeitsgruppen zu entsenden – auf dass an dieser entscheidenden Stelle tatsächlich Kirche geträumt werde.

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