Hölle

Falk Wook, Pastor der Evangelisch - lutherischen Kirchengemeinde Zum Guten Hirten, Godshorn

Foto: Lutz Bornemann
Foto: Lutz Bornemann
Das ist ja die Hölle, wenn wir meinen, dass uns das Schlimmste zugefügt wird. Aber glauben wir auch daran – und nehmen deren Existenz in unseren lebensalltag mit hinein. Nein., natürlich nicht. Wir möchten immer nur die schönen Seiten des Lebens, die Höhepunkte, zur Kenntnis nehmen. Zu Wolfgang Petrys Song Wahnsinn“ tanzen alle gern ausgelassen.  Und bei Refrain: „Wahnsinn warum schickst du mich in die Hölle eiskalt lässt du meine Seele erfrier' n“ skandieren alle „Hölle. Hölle, Hölle“.. Wir sind uns bewusst, dass Andere uns das Leben zur Hölle machen können oder wir durch eigene Schuld unser Leben verfehlen können. Hölle ist also nicht irgendwo jenseitig, sondern schon in dieser Welt, nicht erst im Jenseits. „Hölle ist dort, wo Krieg ist“ hat einmal bei der Einweihung einer Friedensgedenktafel in der Markuskirche ein Superintendent formuliert. Wie recht er damit hat. Nicht nur mit Blick auf die Vergangenheit, sondern auch auf die Gegenwart. Die Hölle ist ganz klar zu lokalisieren. Sie liegt dort wo Krieg ist, Folter, Verletzung der Menschenrechte, Mord und Totschlag in großen Stil. Und sie liegt heute fast dort, wo früher das Paradies lag – auf der Hochebene von Adana (Eden), wo Euphrat und Tigris entspringen. Diese Hölle ist wie so manches Mal, von Menschen gemacht und selbstverschuldet. Allerdings nicht von den Menschen, die dort leben, sondern von Mächtigen die im Namen der Interessen der Industrienationen, willfährige Despoten unterstützen oder stürzen, das Land und das Öl ausbeuten und die dort Lebenden danach ihrem Schicksal überlassen. Diesen Mächte, zu denen auch Europa gehört und damit wir, gebärden sich dort, als seien sie von Gott eigesetzt, um über Paradies oder Hölle zu entscheiden. Den Menschen dort aber bleibt nur, entweder diese Hölle zu ertragen, oder die Flucht in ein menschenwürdigeres Leben, wenn sie noch genug Geld dafür haben. Sie machen sich auf den Weg dorthin, koste es was es wolle, um eine Zukunft für sich und ihre Familien zu bekommen – und klopfen an unsere europäischen Türen und „bitten“ um Hilfe. Sie könnten es ja auch fordern. Es ist eine Hilfe, die ihnen zusteht, es ist ihr Recht auf ein menschenwürdiges Leben. Sie kommen nicht zu uns um ins Paradies zu gelangen, sondern um ein Leben zu führen, dass sie an Leib und Seele unbeschadet lässt. Wären die vereinten Nationen bereit in den betroffenen Ländern so viel Macht und Geld zu investieren, wie sie notwendig wären um dort Frieden zu schaffen und ein auskömmliches Leben zu gewährleisten, müssten sich die vielen Flüchtenden nicht auf den langen Marsch nach Europa machen.

Die Toten Hosen haben in ihrem Song „Paradies“ gesungen: „Ich will nicht ins Paradies, wenn der Weg dahin so schwierig ist.“ Diese Entscheidungsmöglichkeit haben die Flüchtlinge nicht – sie rennen um ihr Leben. Und Gott hat kein Gefallen an der Hölle und am Bestrafen, sondern am Heil des Menschen Deshalb sollten wir sie mit offenen Armen empfangen, auch wenn es uns vielleicht auf hohem Niveau vor logistische Probleme stellt. „Einen Fremdling sollst nicht bedrücken noch bedrängen. Ihr seid ja auch Fremdlinge gewesen…(2. Buch Mose 22, 20).

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