Himmelfahrt

Pastor Ulrich Krämer, Flughafenseelsorger

Foto: Bastian Hähling
Foto: Bastian Hähling

Erst gestern bin ich wieder von einer jungen Frau begeistert am Flughafen begrüßt worden: „Da bekommt man ja Fernweh. Ich könnte sofort wegfliegen.“ Auf meine Rückfragen hin fallen dann meistens Vokabeln wie „Freiheit“, „einfach mal raus“ oder „Erholung“. Fliegen steht für viele von uns genau dafür. 

Glänzende Augen bekommen meine Gesprächspartner erst recht, wenn es um Promis wie Obama geht. Mit der Airforce-One konnte ich in vor 2 Wochen echt punkten. Ja, ich habe schon einen faszinierenden Arbeitsplatz. Dessen bin ich mir stets bewusst. Ich habe allerdings auch einen Arbeitsplatz, der automatisch die entscheidenden Fragen des Lebens in Erinnerung ruft: Wie bekomme ich meine Sehnsüchte gestillt? Wie gehe ich mit den oft so ernüchternden Realitäten in meinem Leben um? Gibt es irgendwo einen Ort, an dem eine heilere Welt auf mich wartet?

Diese zentralen Fragen sind auch die großen Themen in unserem christlichen Glauben. Viele Christen reden dann schnell über den Himmel, als Erfüllungsort für unsere Sehnsüchte. Die Gefahren solcher Vorstellungen sind allerdings auch sofort zu spüren. Himmelssehnsucht kann zu Realitätsverlust und fehlendem Engagement hier auf Erden führen. 

Mir sind die Vorstellungen und Gespräche immer am angenehmsten, in denen es darum geht die himmlische Hoffnung und die göttliche Energie zu erden. Das Aufregendste an unserem Glauben ist schließlich die Erfahrung, dass bereits hier und jetzt die Enge in Weite und Traurigkeit in Hoffnung verwandelt werden kann. So gesehen schaue ich den Fliegern meistens auch nicht mehr sehnsüchtig hinterher. Ich freue mich an der Erfüllung hier und heute, gehe in die Flughafenkapelle und spreche ein Dankgebet.

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