Glaubwürdig sein und sich berühren lassen
Gelungener Neustart der Reihe „Kirche trifft …“

„Ich fand es sehr besonders und wertvoll, Psychiatrie in Kombination mit Seelsorge anzuschauen und sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede und Ergänzungen und damit die gemeinsame Wirkung wahrzunehmen“, sagt Laura Schmidt, Kirchenkreissozialarbeiterin in Burgwedel. „Ganz unterschiedliche Menschen in verschiedenen Lebenssituationen haben sich mit ihren Fragen beteiligt und ihre Gedanken geteilt – z.B. zum glaubwürdig Sein und dazu, sich vom Zuhören berühren zu lassen.“ Mit der Veranstaltung sei auch sensibilisiert worden: „Die negative Konnotation, die vielfach mit der Psychiatrie verbunden ist, wurde um andere Blickwinkel und Perspektiven erweitert.“
Zum ersten Mal nach einer längeren Pause hatte der Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen jetzt wieder zu einer Veranstaltung in seiner Reihe „Kirche trifft …“ eingeladen, gemeinsam mit der Psychiatrie Langenhagen des Klinikums Region Hannover. „Kirche trifft Psychiatrie – SeelenHeil“ lautete der Titel; Veranstaltungsort war die Festhalle im Eichenpark in Langenhagen.
Mit Impulsen zum Thema eröffneten Dr. Stefan Bartusch, ärztlicher Direktor der Psychiatrie, sein Kollege Prof. Dr. Marcel Sieberer von der Universität Witten/Herdecke, Anna Thumser und Matthias Bruders aus der evangelischen und der katholischen Klinikseelsorge und Marie Klug, Leiterin der evangelischen Lebensberatungsstelle in Langenhagen, den Nachmittag; anschließend wurde das Gespräch ins Publikum geöffnet. Rund 50 Personen nahmen teil – eine gute Zahl, wie Superintendent Dirk Jonas, der das Gespräch moderierte, am Ende feststellte.
Die sich ergänzende Wirkung von Psychiatrie und Seelsorge, die Laura Schmidt als ein Resümee aus der Veranstaltung mitnahm, sprach auch Klinikseelsorgerin Anna Thumser auf dem Podium an. Sie berichtete von berührenden Gesprächen, die sie als Seelsorgerin in der Psychiatrie Langenhagen führt. „Es berührt mich so, dass Sie mir zuhören“, wurde ihr im Seelsorgegespräch gesagt. „Ich weiß nicht genau, warum Sie da sind und warum ich Sie brauche. Aber ich mag Ihre Anwesenheit.“ Auf einem Zettel, der ihr stumm in die Hand gedrückt wurde, stand: „Heute nur stilles Gebet! Im Sitzen! Danke.“, und auf dem Anrufbeantworter hörte sie „Ich hätte gerne jemanden Frischen, der normal tickt.“
Das Jesus-Wort „Was willst du, dass ich dir tue?“ beschreibe ihre seelsorgliche Haltung, so Thumser. Es gehe darum, hilfreiche Rituale zu finden und die Menschen zu begleiten – ganz besonders in ihrer Sinnsuche und dem Wunsch nach einem Deutungshorizont.
Wie passt Lebensberatung oder auch Psychologische Beratung zu Psychiatrie und Seelsorge? Diese Frage stellte Marie Klug. „Wir als Beraterinnen und Berater bilden das Vorher, dass Nachher und eigentlich das Drumherum“, stellte sie fest. Ihr Team berate Menschen auf ihrem Weg in die Klinik, begleite Übergänge, gestalte Nachsorge und führe auch Beratungen mit Angehörigen: „Wir leisten Übersetzungsarbeit, wenn Worte fehlen und es schwierig ist zu verstehen, was den Menschen psychisch passiert.“ Die Beratung vermittle auch, dass es oft um Prozesse gehe, die Jahre dauern, und dass Menschen nach Behandlungen oder Beratungen häufig besondere Strategien für den Alltag entwickelten: „Das ist gesund, führt aber im Umfeld oft zu Irritationen und Unsicherheit.“
In den Gesprächen am Rande der Veranstaltung gab es viele positive Rückmeldungen, sodass sich das Vorbereitungsteam schließlich über einen gelungenen Neustart der Reihe „Kirche trifft …“ freuen konnte. Weitere Veranstaltungen gemeinsam mit außerkirchlichen Partnerinnen und Partnern aus den zum Kirchenkreis gehörenden Kommunen sollen folgen.