Gesucht: ein tragfähiges Konzept für den Standort

Christophoruskirche Bissendorf-Wietze wird im September entwidmet

Für die Christophoruskirche Bissendorf-Wietze läuft die Suche nach einem tragfähigen Zukunftskonzept. Foto: Andrea Hesse
Für die Christophoruskirche Bissendorf-Wietze läuft die Suche nach einem tragfähigen Zukunftskonzept. Foto: Andrea Hesse

Wie geht es weiter mit der Christophorus-Kirche Bissendorf-Wietze? Zu dieser Frage hatte der Kirchenvorstand der St.-Michaelis-Kirchengemeinde Bissendorf jetzt in die Kirche am Christophorus-Kirchweg eingeladen. Den etwa 35 Gästen der Veranstaltung war klar, dass etwas passieren muss: Die 1968 eingeweihte Kirche und das angrenzende Pfarrhaus sind stark sanierungsbedürftig; zuletzt stellte die 40 Jahre alte Ölheizung im Januar endgültig den Dienst ein. Seither können die kirchlichen Gebäude in Bissendorf-Wietze nicht mehr beheizt werden.

Es muss etwas passieren – aber wohin soll der Weg führen? Um diese Frage entspann sich eine engagierte Diskussion, in deren Verlauf Trauer und Vorwürfe formuliert wurden, aber auch Verständnis und Anerkennung und der Wunsch, gemeinsam eine sinnvolle Lösung zu entwickeln.

„Wir sind offen für Ideen“, betonten Pastor Thorsten Buck und Kirchenvorsteherin Katrin Möhlecke, die den Infoabend vorbereitet hatten und moderierten. Bereits 2020, als aufgrund der Corona-Pandemie das Gemeindeleben in Bissendorf-Wietze zum Stillstand kam, hatten sie einen Arbeitskreis ins Leben gerufen mit dem Ziel, eine realistische Bestandsaufnahme zu erstellen und ein Zukunftskonzept für die Dependance der St.-Michaelisgemeinde zu entwickeln. Nach intensiver Arbeit und vielen Gesprächen musste der Arbeitskreis dann ein eindeutiges Fazit ziehen: Der Erhalt des Gebäudeensembles auf dem etwa 5.000 Quadratmeter großen Grundstück in Bissendorf-Wietze ist für die Kirchengemeinde in Zeiten abnehmender finanzieller Möglichkeiten nicht zu finanzieren.

Standort Bissendorf-Wietze ist schwierig

Mit dieser Feststellung ließ es der Arbeitskreis um Thorsten Buck und Katrin Möhlecke nicht bewenden: 2021 stellte die Gemeinde einen Antrag auf gemeindliche Quartiersentwicklung bei einer zum Diakonischen Werk gehörenden Einrichtung und bekam den Zuschlag. Das erstellte Gutachten nannte verschiedene Möglichkeiten der zukünftigen Nutzung: unter anderem für eine Kindertagesstätte, für Wohneinrichtungen für Senior*innen, für einen Jugendtreff oder für ein Dorfgemeinschaftshaus. Der Kontakt zu diakonischen Trägern, die zunächst Interesse zeigten, verlief allerdings enttäuschend: Die Lage sei sowohl für ältere Menschen wie auch für Jugendliche ungünstig, da in Bissendorf-Wietze eine Arztpraxis und Einkaufsmöglichkeiten ebenso fehlen wie die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, teilten die Pestalozzi-Stiftung und Diakovere mit. Vor diesem Hintergrund sei es auch kaum möglich, Mitarbeitende zu gewinnen. Auch die Idee einer Kindertagesstätte stieß bei der Kommune Wedemark wegen des fehlenden Bedarfs am Standort auf Ablehnung.

Dennoch: „Wir sind weiterhin auf der Suche nach Investor*innen, die hier eine sozialdiakonische Einrichtung aufbauen wollen“, betonten Buck und Möhlecke während des Infoabends. Es gehe der Gemeinde nicht darum, mit dem Grundstück möglichst viel Geld zu verdienen – obwohl dies ein Leichtes wäre. Verschiedene Anregungen kamen dazu aus den Reihen der Gemeindemitglieder: Die Kooperation mit anderen Kirchen wurde ebenso vorgeschlagen wie die Gründung einer Genossenschaft als Trägerin eines Kulturzentrums, orientiert am Vorbild der Brelinger Mitte. „Alles grundsätzlich möglich – aber nur dann, wenn es Menschen gibt, die ein tragfähiges Konzept entwickeln und diese Lösung dann auch durch schwere Zeiten tragen“, stellte dazu Superintendent Dirk Jonas fest. „Jede*r hier im Raum hat die Möglichkeit, eigene Ideen einzubringen“, betonte auch Thorsten Buck. Gleichzeitig müsse klar sein, dass es ohne größere Investitionen nicht gehe.

Der Glockenturm wird mitbedacht

Sorgen machen sich manche Gemeindemitglieder auch um den Glockenturm vor der Kirche, der 2018 errichtet und aus Spenden finanziert wurde. Zu seinem Erhalt gebe es bereits Gespräche, erklärte Thorsten Buck; bat aber gleichzeitig um Verständnis dafür, dass es noch zu früh sei, um aus diesen Gesprächen zu berichten. „Der Glockenturm wird bei all unseren Überlegungen mitbedacht“, versicherte auch Katrin Möhlecke.

Bei allen noch offenen Fragen zum Zukunftskonzept wurde eines an diesem Abend deutlich: Die Christophoruskirche Bissendorf-Wietze wird bald keine Kirche, also keine Predigtstätte mehr sein. Für den 29. September ist die Entwidmung durch Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr geplant. „Nach dem Gottesdienst werden wir dann alle liturgischen Gegenstände aus der Kirche tragen“, erläuterte Pastor Buck.

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