Frei von Sklaverei und Tod
Im März und April: Pessach #beziehungsweise Ostern

Welches Fest feiern Jüdinnen und Juden im März? Und wie hängt dieses Fest mit dem christlichen Osterfest zusammen, das in diesem Jahr Anfang April gefeiert wird? Diese und ähnliche Fragen zur Beziehung von Judentum und Christentum werden auf insgesamt 13 Monatsplakaten aufgegriffen, die das Herzstück der Kampagne „#beziehungsweise: jüdisch und christlich – näher als du denkst“ bilden.
Eine jüdische Stimme: Pessach feiert den Auszug Israels aus der Sklaverei Ägyptens. In Erinnerung an diesen Befreiungsakt Gottes wird eine Woche lang ein Fest begangen, das bei religiösen wie bei säkularen Juden so tief verankert ist wie wohl kein anderer jüdischer Feiertag. Während der Pessachwoche werden alle Getreideprodukte aus dem Haushalt verbannt und an deren Stelle das ungesäuerte Brot, die Matzah, und aus Matzemehl hergestellte Teigwaren gegessen.
Ein zentrales Gebot des Festes lautet, den Kindern von Auszug und Befreiung zu erzählen, um auch ihnen diese Identifikation mit der Geschichte Israels zu ermöglichen. So beginnt das einwöchige Pessachfest mit dem Sederabend: Familie und Freunde oder auch die Gemeindemitglieder versammeln sich zu einem Festmahl, das einer bestimmten Ordnung („Seder“) folgt. Im Zentrum steht das gemeinsame Lesen der Haggadah, der mit Kommentaren, Psalmen und Liedern angereicherten Erzählung vom Auszug aus Ägypten. Dazu werden symbolische Speisen verzehrt, die die Bitternis der Sklaverei verdeutlichen sollen. Dieses Ritual richtet sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen, denn jede*r ist aufgefordert, sich als Teil dieser Geschichte zu erleben und sie sich zu eigen zu machen. (Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg)
Eine christliche Stimme: Die Beziehung zwischen Pessach und Ostern lädt zum Nachdenken über die Beziehung von Judentum und Christentum ein. Die beiden Feste finden ungefähr zur selben Zeit (wenn auch nicht am selben Tag) statt. Sie thematisieren Befreiung. Dabei ist es interessant, wie wenig im Judentum und Christentum gemeinsame Themen in den Gottesdiensten vorkommen. Die Kerntexte der Synagogenliturgie (Ex 12,21 – 51; Jos 3,5 – 7; 5,2 – 6,1.27) und der Haggada (Jos 24,2 –4; Dtn 6,21; 26,5 – 8) spielen zu Ostern keine Rolle.
Darin zeigt sich, dass die Feiern der österlichen Tage einer anderen Erzählung folgen als das biblische und das spätere jüdische Pessach. Sie bilden die im Neuen Testament erzählte Geschichte vom Einzug in Jerusalem (Palmsonntag) zum letzten Abendmahl, zur Fußwaschung und dem Gebet am Ölberg (Gründonnerstag), zu Leiden, Tod und Begräbnis (Karfreitag) und schließlich zur Auferstehung Jesu (Karsamstag und Ostersonntag) ab. Die christliche Gemeinde erlebt die letzten Tage Jesu – nicht den Auszug des Volkes Israel aus Ägypten. (Prof. Dr. Clemens Leonhard)
Die begleitende Homepage www.jüdisch-beziehungsweise-christlich.de bietet vertiefende Texte und religionspädagogische Materialien und weist auf begleitende Veranstaltungen hin.