Es fährt immer einer mit

Pastor Rainer Müller-Jödicke, Ev.-luth. Martins-Kirchengemeinde Engelbostel

Foto: Bornemann
Foto: Bornemann

Mein letzter Skiurlaub hatte beides: Es war eine Woche voller wunderbarer Augenblicke oben auf dem Gipfel im Schnee – aber auch mit sehr viel Angst, wenn ich wieder herunterfahren musste. Ich bin nämlich ein ziemlicher Angsthase. Am Tag vor der Abfahrt war ich aber so nervös, dass meine Schwiegermutter anrief und sagte: „Denk daran: Es fährt immer jemand mit!“

Und dann ging es los: Ich stocherte und stakste über den Schnee, ich wackelte nach links und rechts. Am Anfang war der Schnee noch schön sicher, aber im Laufe des Tages wurde er immer glitschiger. Oben genoss ich die Aussicht – doch dann musste ich wieder hinter der Skilehrerin herunterfahren. Kein einziges Mal war ich bisher hingefallen, trotzdem hatte ich Angst. Ich sprach ein kleines Stoßgebet, dachte an die Worte meiner Schwiegermutter und fuhr los und fand mich im selben Moment lächerlich: Anderen Leuten geht es wirklich schlimm, und ich mache Gott so einen Stress? Andere sind in Not, ich bin hier freiwillig, was soll das? Aber ich habe den Mut nicht aufgegeben.

Am Nachmittag merkte ich, wie meine Kraft allmählich nachließ. Es wurde immer schwieriger, mich den Hügel hochziehen zu lassen. Einmal war ich schon ausgerutscht. Gott, wo bist du? Fährst du wirklich neben mir. Ich atmete tief durch. Da merkte ich plötzlich, wie ruhig es um mich herum war. Nichts war zu hören, doch, da ist doch was. Es knuckerte und knackte die ganze Zeit neben mir. Ich sah mich um, ob meine Skilehrerin neben mir blitzschnell den Berg heraufging? Nein, da war niemand. Aber ich höre es doch! Der nächste Skifahrer war schon mit einem Sausen wieder vorbei, es knackerte weiter. Ich blickte wieder nach oben und sah schnell wieder unten auf meine Skier: Auch da war nichts zu sehen. Da fielen mir die Worte meiner Schwiegermutter wieder ein. Ich ließ mich fallen und genoss einfach den Moment. Ich wollte gar nicht weiter suchen, wo Gott ist, einfach nur darauf vertrauen, dass er da ist. Ja, es fährt immer jemand mit.

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