„Erst kommen die Kinder …“

Bärbel Stöcker verlässt die evangelische Kita in Resse

Bärbel Stöcker übergibt die Leitung der evangelischen Kindertagesstätte in Resse an Marco Back. Foto: Andrea Hesse
Bärbel Stöcker übergibt die Leitung der evangelischen Kindertagesstätte in Resse an Marco Back. Foto: Andrea Hesse

„Wenn ein Kind zu Hause ist, wenn es nicht zu Hause ist.“ Diesen Satz sagte Thomas Hirschberg, damals Pastor in der Wedemark, in seiner Ansprache zur Einweihung der evangelischen Kindertagesstätte in Resse. Bärbel Stöcker, die im März 2003 die Leitung der Einrichtung übernahm, machte sich den Satz zu eigen und stellte ihn als Überschrift über das Konzept der Kindertagesstätte. „Alle Kinder, die hier betreut werden, sollen in der Kita einen Ort finden, an dem sie sich sicher, geborgen und zu Hause fühlen können“, sagt sie. Am kommenden Sonntag, 18. Dezember, wird Bärbel Stöcker in einem Gottesdienst ab 11 Uhr in der Kapernaum-Kirche in Resse in den Ruhestand verabschiedet.

Im März 2003 übernahm Stöcker die Leitung des Resser Kindergartens mit 75 Kindern in drei Gruppen. Damals war sie bis 13 Uhr im Gruppendienst tätig und hatte anschließend noch zwei Stunden Zeit für die Verwaltungsarbeit. Heute werden in der Einrichtung 110 Kinder in Krippe, Kita und Hort betreut; darüber hinaus bis zu 100 weitere im Rahmen der Ganztagsschule. Den überwiegenden Anteil ihrer Arbeitszeit wendet Bärbel Stöcker mittlerweile für ihre Leitungstätigkeit auf. Dennoch: „Es ist mir sehr wichtig, auch in den Gruppen zu arbeiten, hier den Kontakt zu halten und Elterngespräche zu führen“, sagt sie. Mittlerweile freut sie sich darüber, dass Eltern, die früher selbst die evangelische Kita in Resse besuchten, jetzt ihre eigenen Kinder hier anmelden.

In den fast 20 Jahren ihrer Leitungstätigkeit in Resse räumte Bärbel Stöcker der inhaltlichen Arbeit und hoher Professionalität im Team immer viel Raum ein. So erarbeitete sie 2003 in Kooperation mit der Grundschule ein Konzept zum Übergang von der Kita in die Schule, gründete Kooperationen mit der Musikschule, holte Meerschweinchen, Kaninchen und das Hühnermobil in die Kita und ließ ihr Team an Fortbildungen, unter anderem zur „alltagsintegrierten Sprachförderung“, teilnehmen. Schon 2009 kooperierte die Kita Resse mit der Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt „Gegenwind e.V.“ und startete das Präventionsprojekt „Die große Nein-Tonne“.

Seit 2016 ist der Evangelisch-lutherische Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen Träger der Kita in Resse. In diesem Zusammenhang erarbeitete Bärbel Stöcker gemeinsam mit Fachberaterin Kathrin Linde und Lars Arneke als pädagogischer Leitung ein grundlegendes Schutzkonzept für alle 15 Kitas im Kirchenkreis und war als Fachkraft für Kindeswohlgefährdung Ansprechpartnerin für rund 250 pädagogische Mitarbeitende. Unverständnis klingt an, wenn sie feststellt, dass die Themen sexuelle Identität von Kindern und der Umgang damit in Kindertagesstätten ganz plötzlich in der öffentlichen Debatte thematisiert wurden: „Solche Fragen sind unser Tagesgeschäft und sie waren es schon immer“, betont sie. Auch der Fachkräftemangel als „hausgemachtes“ und erwartbares Problem macht sie ärgerlich: „Die Politik erwartet von uns, dass wir Kindern alles mitgeben, was sie brauchen, um sich zu teamfähigen, kompetenten, zielstrebigen und belastbaren Erwachsenen zu entwickeln. Dafür wäre es nötig, viel mehr finanzielle Mittel und alle Kraft in die Zukunft der Kinder zu investieren – die Entscheider:innen nehmen sich aber nicht die Zeit, sich mit uns in der Praxis und unseren Anliegen auseinanderzusetzen.“

Ein Grundprinzip leitete Bärbel Stöcker in ihrer langjährigen Tätigkeit mit Kindern, Mitarbeitenden und Eltern: „Erst kommen die Kinder, dann die Mitarbeitenden und dann die Wünsche der Eltern.“ Diese Haltung habe sie immer vertreten und sei damit gut gefahren. In Einzelfällen seien Eltern „not amused“ gewesen, wenn ihre individuellen Wünsche nicht umgesetzt wurden; grundsätzlich aber habe es während der zurückliegenden zwei Jahrzehnte immer ein gutes Miteinander und viel Wertschätzung von Seiten der Eltern gegeben.

Um die Zukunft „ihrer“ Kita macht Bärbel Stöcker sich keine Sorgen: „Mein Team kann auch ohne mich arbeiten – sie sind alle richtig gut darin, die Dinge zum Wohle der Kinder weiterzuverfolgen.“ Zum 1. Januar tritt Marco Back die Nachfolge Bärbel Stöckers an; er wechselt aus der Leitung der Emmaus-Kita in Langenhagen nach Resse. Tageweise arbeitet er bereits in der Kita Resse und ist dankbar für das professionelle Team, in dem es keine Vakanzen gibt, und das gute Netzwerk innerhalb der Kommune Wedemark.

Bärbel Stöcker wird die Wedemark verlassen und nach Süddeutschland in die Nähe ihrer Kinder ziehen. Dort will sie sich ehrenamtlich engagieren, um neue Kontakte zu knüpfen und etwas an die Gesellschaft zurückzugeben.

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