Du sollst nicht lügen
Pastor Torsten Kröncke, Ev-luth. Elisabethkirchengemeinde Langenhagen

Die amerikanischen Zeitungen haben berichtet, dass zur feierlichen Einführung des neuen Präsidenten Donald Trump weniger Menschen gekommen sind als bei der Einführung seines Vorgängers Barack Obama. Der Pressesprecher von Trump behauptete dagegen, es wäre die größte Feier aller Zeiten gewesen. Die Fotos und Zahlen, die daraufhin veröffentlicht wurden zeigen deutlich, dass das nicht stimmt. Auf diese Unstimmigkeit angesprochen meinte Kellyanne Conway, die Beraterin des mittlerweile amtierenden US-Präsidenten, sie hätten „alternative Fakten“.
Auch schon in der Zeit als man in Großbritannien über den Ausstieg aus der Europäischen Union stritt, wurde viel mit Unwahrheiten und falschen Zahlen gearbeitet. Damals wurde der Ausdruck „postfaktisch“ geprägt. Angela Merkel sagte: „Es heißt neuerdings, wir lebten in postfaktischen Zeiten...“ Postfaktisch wurde dann auch das Wort des Jahres 2016.
In meinen Augen sind solche Begriffe allerdings eher Unwörter. Sie beschreiben wohlklingend den Umstand, dass bestimmte Politiker nicht bei der Wahrheit bleiben. Das war vermutlich schon immer so. Schlimmer ist, dass auch viele der Angesprochenen – also die Bürger und Wähler – gar nicht mehr an der Wahrheit interessiert sind. Sie lassen sich lieber die persönliche Weltsicht und die eigenen Vorurteile bestätigen. Egal ob die Behauptungen den Fakten entsprechen oder nicht.
Eigentlich geht es hier um etwas ganz einfaches. Alternative Fakten oder postfaktische Behauptungen sind und bleiben Lügen. Und deshalb möchte ich hier schlicht an das achte Gebot erinnern. Es lautet: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten!