Die Schale ist leer.
Pastorin Marieta Blumenau, Ev.-luth. Kirchengemeinde Emmaus Langenhagen

Als Kind liebte ich die Ausflüge mit meinen Eltern zu Freunden auf dem Dorf. Für mich als Stadtkind war es wundervoll, wie viele Tiere es dort gab. Der Hofhund war ein richtig guter Freund von mir, und er begleitete mich überall hin. Am schönsten fand ich es immer, wenn es neue Ferkel gab - oder Küken. Diese kleinen piepsenden Bällchen, die sogar noch laufen konnten, fand ich einfach zu niedlich.
Einmal nahm mich die Bäuerin mit in die Ecke des Stalls, wo die Hühner lebten. Sie zeigte mir die beiden dicken Hennen, die auf ihren Nestern saßen und brüteten. Die Bäuerin streute ihnen etwas auf den Boden und die Hennen verließen kurz das Nest zum Fressen. Da sagte sie zu mir: „Sei jetzt mal ganz leise und leg dein Ohr an die Eier. Es kann nicht mehr lange dauern, bis die Küken schlüpfen. Vielleicht kannst du schon etwas hören.“ Ich habe mich tüchtig angestrengt beim Lauschen – aber ich konnte absolut nichts hören. Und ich konnte mir deshalb auch gar nicht vorstellen, dass in diesen Eiern etwas Lebendiges sein sollte. Das konnte doch einfach nicht stimmen!
Kurz bevor ich mit meinen Eltern wieder nach Hause fahren musste, bin ich noch einmal zu den Hühnern gegangen. Und siehe da: Das eine Nest war leer. Da lagen nur noch die zerbrochenen Schalen der Eier. Da war also wirklich Leben in den harten Schalen gewesen!
Wenn es zu Ostern dann die Ostereier sehe, denke ich öfter zurück an diese Szene. Ich meine, dass ich als Kind genau das erlebt habe, was wir zu Ostern in der Bibel lesen:
In den Ostergeschichten gehen die Frauen an das Gab von Jesus. Und sie sehen: Der Stein ist weg. Das Grab ist ja aufgebrochen. Dann sehen sie in das Grab – und es ist leer. Da war also Leben – auch wenn niemand das in einem Grab vermutet hätte.
Jedes Osterei ist ein Zeichen für das, woran wir glauben: Dass Totgeglaubtes zu neuem Leben erwachen kann.