Blühwiese, Bäume und eine Bank der Begegnung

Der Isernhagener Friedhof wird mehr und mehr zum Lebensraum

Matthias Müller (4. von links) und Pastor Karsten Henkmann (4. von rechts) mit Unterstützer:innen auf der Blühwiese. Foto: Andrea Hesse
Matthias Müller (4. von links) und Pastor Karsten Henkmann (4. von rechts) mit Unterstützer:innen auf der Blühwiese. Foto: Andrea Hesse

Friedhöfe sind Lebensräume – diesen Aspekt nehmen Kirchengemeinden seit einigen Jahren zunehmend in den Blick. Grabanlagen und die sie umgebenden Flächen kirchlicher Friedhöfe bieten Insekten und Vögeln Nahrung und Menschen Orte der Ruhe und der Begegnung – wenn sie entsprechend gestaltet werden.

Seit mehreren Jahren schon engagiert sich der Friedhofsförderkreis der evangelischen Kirchengemeinde St. Marien Isernhagen für eine entsprechende Gestaltung des Kirchenfriedhofes in Isernhagen KB. Bei einem Rundgang stellten Matthias Müller vom Förderkreis und Pastor Karsten Henkmann jetzt mehrere Projekte vor, die dank der Unterstützung lokaler Partner:innen den Friedhof zum Lebensraum weiterentwickeln sollen.

Im zweiten Jahr schon gedeiht hier eine große Blühwiese, die dank der Unterstützung durch die „Initiative Bienen-Blühstreifen Burgwedel-Isernhagen“ (IBBBI) und die Bürgerstiftung Isernhagen angelegt werden konnte. Auf der nicht benötigten Erweiterungsfläche des Friedhofes blühen in diesem Jahr andere Wildblumen als im Jahr 2021 – eine ganz normale Entwicklung, wie Thomas Hahn und Meinolf Helling von der IBBBI bestätigen. Alle zwei bis drei Jahre sei eine Neuaussaat erforderlich, damit sich nicht zu viele unerwünschte Gräser durchsetzen; in der Zwischenzeit wird der Blühstreifen im Frühjahr in einigen Zentimetern Höhe abgeschlegelt und das Schnittgut bleibt, fein gemulcht, auf der Fläche. „Auch wenn unsere Wiese in diesem Jahr anders aussieht, ist die Attraktivität für Insekten doch groß geblieben – es herrscht ein munteres Summen und Brummen“, freut sich Matthias Müller. „Wir freuen uns, dass das Geld, das wir dazugeben konnten, so sinnvoll angelegt wurde“, ergänzt Sandra Thurow, stellvertretende Vorsitzende der Bürgerstiftung.

Auch die neue Grabanlage „Ginkgo-Hain am Obelisken“ wird Stück für Stück nachhaltig mit blühenden Stauden bepflanzt. Foto: Andrea Hesse
Auch die neue Grabanlage „Ginkgo-Hain am Obelisken“ wird Stück für Stück nachhaltig mit blühenden Stauden bepflanzt. Foto: Andrea Hesse

Um den Friedhof weiter aufzuwerten, möchten die Kirchengemeinde St. Marien und ihr Friedhofsförderkreis auch weitere Bäume pflanzen: „Noch im Herbst wollen wir damit beginnen, Bäume zu pflanzen, die mit den sich verändernden Klimabedingungen gut zurechtkommen, Insekten Nahrung bieten und Menschen Schatten spenden“, erklärt Karsten Henkmann. Um diesen Wunsch realisieren zu können, bittet die Kirchengemeinde um Baumspenden. Wie das gehen kann, erzählt Uwe Karsten vom Motorsport-Club der Polizei in Hannover: „Wir richten jedes Jahr gemeinsam mit der Bürgerstiftung die Ausfahrt Isernhagen Classic aus und möchten etwas zur Kompensation der Schadstoffe, die die Motoren ausstoßen, tun.“ Die Lösung ist ein „schon fast erwachsener“ Baum, den der Club aus einem Teil der Startgelder finanzieren und als Spende für den Friedhof übergeben wird.

Landschaftsplaner Rüdiger Beensen und seine Frau Brigitte Stadie, Inhaber einer Baumschule in Isernhagen, erklären wie das geht: „Mit unserem Knowhow und unserer Erfahrung können wir auch große Bäume umpflanzen. Das Risiko, dass sie diesen Umzug nicht überstehen, ist dabei sehr gering.“ Beensen setzt auf Arten wie die heimische Stieleiche, die recht gut mit dem Klimawandel umgehen könne. Sein Betrieb wird dem Isernhagener Kirchenfriedhof ebenfalls einen großen Baum spenden und sich auch um das Umsetzen kümmern. Bei einem Gottesdienst mit Pastor Karsten Henkmann in ihrer Baumschule machten Stadie und Beensen darüber hinaus alle interessierten Besucher:innen mit geeigneten Baumarten bekannt. Eine Online-Spende für einen Anteil an einem „neuen“ Baum oder auch einen ganzen Baum ist auf http://twn.gl/marienfriedhof möglich.

Und dann gibt es auch noch die „Bank der Begegnung“ auf dem Isernhagener Friedhof: Ein entsprechendes Schild an der Lehne der Bank weist darauf hin, dass hier jemand sitzt, die oder der gerne ein paar Worte mit anderen wechseln würde. „Falls Sie zwar hier sitzen, aber Ihre Ruhe haben wollen, setzen Sie sich einfach direkt vor das Schild und verdecken es damit“, hatte Karsten Henkmann als Tipp parat. Bettina Poersch und Rolf Müller aus Isernhagen brauchten diesen Tipp nicht: Sie sind froh darüber, dass sie sich vor einiger Zeit dank der Bank der Begegnung kennenlernten.

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