Auf dem Weg zum Garten Eden

St.-Paulus-Gemeinde bekommt Unterstützung für den Naturschutz

Bei einem Arbeitseinsatz der Gartengruppe im Oktober befestigte Kirchenvorsteherin Carolin Ratsch einen Nistkasten im St.-Paulus-Pfarrgarten. Foto: Sabine Dörfel
Bei einem Arbeitseinsatz der Gartengruppe im Oktober befestigte Kirchenvorsteherin Carolin Ratsch einen Nistkasten im St.-Paulus-Pfarrgarten. Foto: Sabine Dörfel

Laubkompost mit Igelhöhlen, Nistkästen für Schleiereulen und Turmfalken, im nächsten Frühjahr folgt noch ein Libellenteich neben den Bienenkästen im Gemeindegarten. Die St.-Paulus-Kirchengemeinde in Langenhagen ist weit gekommen auf dem „Weg zum Garten Eden“, ihrem gleichnamigen, seit zehn Jahren laufenden Naturschutzprojekt. „Mittlerweile haben wir unseren Garten rund um die Kirche in ein stabiles Ökosystem verwandelt“, sagt Hans-Jürgen Ratsch, Biologielehrer und Mitglied der St.-Paulus-Gartengruppe.

Wer mit dem Naturschützer über das 2.000 Quadratmeter große Gelände geht, lernt, das Baum-, Gehölz- und Rasengrundstück mit neuen Augen zu sehen. „In dieser Strauchecke geben wir den seltenen Nashornkäfern Raum für ihre mehrjährige Larvenzeit“, sagt er. „Und jene wild blühende Lichtnelke versorgt noch im Spätherbst letzte hungrige Bienen.“ Mit ihren Naturschutzmaßnahmen beteiligt sich die Langenhagener Kirchengemeinde an dem Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden – BiCK“, das die Landeskirche Hannovers im Mai 2021 startete. Es wird vom Bundesumweltministerium für einen Zeitraum von fünf Jahren finanziell gefördert. Den Anschub für ihren Libellenteich sowie eine ökologische Garagendachbegrünung können die Langenhagener mit diesen Mitteln finanzieren.  

„79 Kirchengemeinden interessieren sich bisher für das BiCK-Projekt, 29 davon haben eine Bewerbung eingereicht und mit zehn Gemeinden arbeiten wir zurzeit“, berichtet Projektleiterin und Umweltchemikerin Mona Gharib vom Haus kirchlicher Dienste. Sie und ihre Kollegin, die Landschaftsarchitektin Astrid Lahmann, sind dazu zwischen Norderney und Göttingen unterwegs. Als erstes führen sie in jeder Gemeinde einen sogenannten Biodiversitätscheck durch. Dabei begehen sie mit den Interessierten das Außengelände oder den Friedhof und klären, welche Naturschutzmaßnahmen umsetzbar sein könnten. Sollen neue Hecken einheimischer Sorten gepflanzt werden, die Vögeln Raum zum Brüten bieten? Kann an der Garagenwand Efeu ranken, der Hummeln als Nahrungsquelle dient? Würden Insekten von Blühstreifen oder besonderen Staudenbeeten profitieren? Aus der Begehung erstellen Gharib und Lahmann ein Maßnahmenpaket, das sie der Gemeinde in einem Workshop vorstellen. Hat sich die Gemeinde für konkrete Vorhaben entschieden, unterstützen die Umweltreferentinnen sie bei der Umsetzung und weiteren Betreuung des Projektes.

Das Gartenteam freut sich über die Unterstützung durch das Haus kirchlicher Dienste (von links): Mona Gharib, Isabel Wagemann-Steidel, Sigrid Kastner, Hans-Jürgen Ratsch und Carolin Ratsch. Foto: GunterM
Das Gartenteam freut sich über die Unterstützung durch das Haus kirchlicher Dienste (von links): Mona Gharib, Isabel Wagemann-Steidel, Sigrid Kastner, Hans-Jürgen Ratsch und Carolin Ratsch. Foto: GunterM

Das BiCK-Projekt fördert Naturschutzmaßnahmen auf dem Außengelände, dem Friedhof oder an Gebäuden. „Bei Gebäuden wie beispielsweise Kirchtürmen sind häufig denkmalschutzrechtliche Fragen zu klären, bevor dort beispielsweise Nistplätze für Turmfalken oder Schleiereulen geschaffen werden können“, sagt Gharib. „Dazu beraten wir uns dann mit den Denkmalschutzexperten des Landeskirchenamtes.“ Im Fokus stehen bei dem Projekt aber nicht nur Flächen und Gebäude: „Wir wünschen uns einen partizipativen Ansatz“, erläutert die Referentin. „Das heißt, dass in der Gemeinde eine ehrenamtliche Gruppe vorhanden sein sollte, die das Projekt auch längerfristig betreut.“ Positiv seien auch bereits vorhandene Kontakte zu Naturschutzorganisationen vor Ort. Teil des bis 2025 laufenden BiCK-Projektes sei auch, sogenannte Schöpfungsbotschafter*innen in den Gemeinden zu installieren. „Das sind Ehrenamtliche, die als Ansprechpartnerinnen und ‚Kümmerer‘ für die Verankerung des Projektes in der Gemeinde sorgen“, sagt die Umweltfachfrau. „Durch eine landeskirchenweite Vernetzung können die Schöpfungsbotschafter*innen Erfahrungen weitervermitteln oder auch übergreifende Initiativen starten wie zum Beispiel eine Samentauschbörse.“ Die Langenhagener Kirchenvorsteherin Carolin Ratsch will sich zur nächsten Schulung anmelden: „Ich möchte unser Wissen an die nächste Generation weitergeben und sie für die Bewahrung unseres Garten Edens gewinnen“, sagt sie.

Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“

Das Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“ wird im Verbund von drei kirchlichen Partner*innen durchgeführt: der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, dem Erzbistum Köln (EBK) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Mittel in Höhe von 3,58 Millionen Euro werden bis 2026 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur Verfügung gestellt.

Interessierte Kirchengemeinden können sich auf der Seite https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/bick über das Projekt und dessen Fördermöglichkeiten informieren. Ansprechpartnerin Mona Gharib im Haus kirchlicher Dienste ist unter 0511 – 1241-529 oder mona.gharib@evlka.de zu erreichen.

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