Advent – ein eher unsachlicher Zwischenruf
Pastor Ulrich Krämer, Flughafenseelsorge

Im Advent erwarten wir die Geburt des Jesuskindes am Heiligen Abend. In diesem Jahr kann ich emotional besonders gut verstehen, was sich damals rund um die Geburt abgespielt hat. Ich bin nämlich zum ersten Mal Opa geworden. Daher kann meine Andacht unter der Rubrik quergedacht in diesem Jahr auch nicht abgeklärt, reflektiert und theologisch bedacht sein. Sie ist einfach nur emotional.
Denn ich bin ein stolzer und überaus glücklicher Opa. Unser Enkel Emil ist ja auch das schönste und beste Baby, das die Welt je gesehen hat. Wie er mich anschaut. Dieser Blick. Stundenlang kann ich ihn genießen. Wenn ich ihn im Kinderwagen durch den Bremer Stadtpark schiebe, platze ich fast vor Glück. Fast vergessen sind die Tage des Wartens und die schwere Geburt. Das Kind ist da und mit ihm eine Botschaft von Frieden und Glück. Als unsere eigenen Kinder geboren wurden, konnte ich das noch nicht so genießen. Zu sehr standen meine Frau und ich in der täglichen Verantwortung. Aber jetzt als Großeltern sehen wir die Szene entspannter und genießen sie einfach nur.
Und jetzt wage ich den Sprung zu Ihnen. Irgendwie darf es auch für Sie in den kommenden Tagen so werden. Sie dürfen sich am Heiligen Abend an die Krippe stellen und das Kind genießen. „Ich steh an deiner Krippen hier“, hat Paul Gerhard gedichtet und war überwältigt von der Kraft des Heilandes, des Kindes, das alles heil machen will und kann. Dieser Dichter ist abgesehen von den Beteiligten an der Originalgeburtsszene auch das beste Gegenargument gegen das Elend in der Welt, dass uns den Blick verstellen will. Paul Gerhard hatte gerade einen Teil seiner Familie durch Krankheit verloren, als er dieses überaus kraftvolle Lied getextet hat. Es war schließlich Krieg, dreißigjähriger Krieg. Dagegen sprach die Geburt des göttlichen Friedens. Sie war so überwältigend wahr.