„Überführung in eine andere Organisationsform“

Landessynode stoppt Zukunftsprozess in seiner bisherigen Form

Christine Rinne und Friedrich Selter verfolgen die kontroverse Debatte in der Landessynode. Foto: Jens Schulze
Christine Rinne und Friedrich Selter verfolgen die kontroverse Debatte in der Landessynode. Foto: Jens Schulze

Ein Jahr nach dem Startschuss zum landeskirchlichen Zukunftsprozess „#Kirche2030 – Gemeinsam mehr sehen“ steuerte die hannoversche Landessynode während ihrer Tagung Mitte Mai um: Nach einer kontrovers geführten Debatte entschied sich das Kirchenparlament mit knapper Mehrheit für einen Stopp des bisherigen Prozesses und eine Neuausrichtung der Zukunftsplanungen. Im Beschluss der Landessynode heißt es unter anderem, dass der sogenannte Koordinierungsrat, dem Vertreter*innen der kirchenleitenden Organe (Landesbischof, Landeskirchenamt, Bischofsrat, Landessynode und Landessynodalausschuss) angehören, ein Konzept zur Überführung des Zukunftsprozesses in eine andere Organisationsform entwickeln soll.

Die Synodale Christine Rinne und Regionalbischof Friedrich Selter blickten als Vorsitzende des sogenannten Koordinierungsrates auf die Entstehungsgeschichte des Zukunftsprozesses zurück, die im Herbst 2020 mit einem Votum der Landessynode begonnen hatte. Als Ziel des Prozesses sei benannt worden, das Evangelium auch mit immer knapper werdenden Ressourcen so zu verkündigen, „dass es Menschen in ihren künftigen veränderten und vielfältigen Lebensbedingungen erreicht und bewegt.“ Ein Schwerpunkt des Prozesses lag dabei auf einer möglichst breit angelegten Partizipation mittels einer digitalen Plattform. Ebenfalls vorgesehene analoge Formate fanden allerdings kaum statt; die digital organisierte Beteiligung erbrachte nicht die erhoffte Resonanz und an verschiedenen Stellen wurde um die Grenzen der Freiheit, alle Anliegen in den Prozess eintragen zu können, gerungen.        

„Nicht verloren gehen sollen die Potenziale und Ergebnisse, die im bisherigen Prozessverlauf herausgebildet wurden“, betonten Rinne und Selter vor der Landessynode. „Sie sollen in der einen oder anderen Form weiter nutzbar und fruchtbar werden.“ Essenziell sei es darüber hinaus, Experimentierräume mit großer Freiheit zur Verfügung zu stellen.

Initiativen und Projekte von Kirchenkreisen, -gemeinden oder kirchlichen Einrichtungen, die bereits im Prozess entstanden sind, sollen fortgeführt und weiterhin durch die Landeskirche begleitet werden; zudem sollen sie mit weiteren Reformprozessen – etwa zur kirchlichen Verwaltung oder zur Zukunft kirchlicher Berufe, künftig stärker verzahnt werden.

In der Debatte, die dem Beschluss der Landessynode voranging, hatte sich Dr. Johannes Keymling, Synodaler aus der Kirchengemeinde St. Georg Mellendorf, vor einer Entscheidung über den Zukunftsprozess weitere Informationen zu dessen bisherigen Ergebnissen und zur Beteiligung gewünscht. Andere Mitglieder der Landessynode forderten mehr Zeit für eine Beurteilung des bisherigen Prozesses sowie eine Überprüfung der Beteiligungsformate. Auch eine Prüfung, ob die Fokussierung auf einen digitalen Beteiligungsprozess richtig gewesen sei, wurde gefordert.

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