„Mit dieser Spannung müssen wir leben“

Gottesdienste zum Weltgebetstag werden am 1. März gefeiert

Ein Zweit mit Blättern und Oliven
Foto: 3timekate auf Pixabay

In mehr als 120 Ländern organisieren und gestalten Frauen jedes Jahr den Weltgebetstag am ersten Freitag im März. Die vor fast 140 Jahren in den USA entstandene Glaubensinitiative gilt heute als größte Basisbewegung von Christinnen. In jedem Jahr wird die Lebenssituation von Frauen eines bestimmten Landes oder einer Region ins Zentrum gestellt: 2023 war es Taiwan, in diesem Jahr ist es Palästina und im kommenden Jahr werden es die Cook-Inseln sein.

Angesichts des Überfalls der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel wurde in den vergangenen Monaten viel Kritik am Schwerpunkt des diesjährigen Weltgebetstages geübt. Susanne Paul, hannoversche Landesfrauenpastorin, verteidigt den Palästina-Schwerpunkt des Weltgebetstages am 1. März: Das Deutsche Weltgebetstagskomitee habe die von palästinensischen Christinnen erarbeiteten Gebetstexte derart überarbeitet, dass sie nicht mehr ohne Weiteres antisemitisch oder antiisraelisch interpretierbar seien. „Für die Frauen in Palästina zu beten, schließt nicht aus, zugleich für die Menschen in Israel zu beten, etwa für jene, die immer noch in tiefer Sorge um Angehörige leben müssen, die als Geiseln in der Gewalt der Hamas sind“, betont Paul.

Zugleich macht die Pastorin für Frauenarbeit deutlich, dass der durch die Bearbeitung der Weltgebetstags-Materialien gefundene Kompromiss die Kontroverse nicht vollständig beseitigt habe: „Jetzt müssen wir mit den Vorwürfen der Frauen aus Palästina leben, die diese Texte geschrieben haben und die Anpassungen des Komitees als schwerwiegenden Eingriff, als Zensur empfinden. Daraus resultiert ein Konflikt, der sich nicht wirklich auflösen lässt – mit dieser Spannung müssen wir leben“, sagt Paul.

Sie betont, dass ein politisches Format wie der Weltgebetstag den Mut haben müsse, „sich zwischen die Stühle zu setzen, um zu zeigen, dass es in vielen Konflikten nicht einfach nur um Schwarz-Weiß geht.“ In der Auseinandersetzung mit dem diesjährigen Themenschwerpunkt habe sie gemeinsam mit anderen Frauen gelernt, dass es für das Anliegen des Weltgebetstages fruchtbarer sei, sensibel hinzuhören und den unterschiedlichen Stimmen Raum zu geben als vorschnell zu urteilen.

„Palästina – durch das Band des Friedens“ lautet der Titel des Gottesdienstes, der von palästinensischen Christinnen erarbeitet wurde und am 1. März rund um den Globus gefeiert wird. Dieser Titel greift den zentralen biblischen Text des Weltgebetstages 2024 aus dem Brief des Paulus an die Gemeinde in Ephesus auf: „Der Frieden ist das Band, das euch alle zusammenhält.“ (Eph 4,3) Sowohl der Bibeltext als auch der Schwerpunkt Palästina wurden bereits 2017 ausgewählt, lange vor dem Angriff der Hamas.

Regionale Gottesdienste zum Weltgebetstag

Im Kirchenkreis Burgwedel-Langenhagen werden ökumenische Gottesdienste zum Weltgebetstag am Freitag, 1. März, an verschiedenen Orten gefeiert: in den evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden Emmaus Langenhagen (18 Uhr), St. Georg Mellendorf (18 Uhr), St. Nikolai Kirchhorst (18 Uhr) und Ludwig Harms Fuhrberg (19 Uhr) sowie in der katholischen St.-Paulus-Kirchengemeinde in Großburgwedel (19 Uhr).

„Der Friede in Palästina scheint momentan nicht möglich und auf beiden Seiten gibt es unsägliches Leid“, sagt Marion Doering vom Vorbereitungsteam des Weltgebetstages im Kirchenkreis. „Aber die Hoffnung auf Frieden, für den Palästinenserinnen und Israelinnen schon lange kämpfen, darf nicht aufgegeben werden. Dafür wollen wir gemeinsam beten.“                                                                                                                                                                                     

Im Anschluss an die Gottesdienste, bei denen Männer ebenso wie Frauen willkommen sind, wird zum Austausch mit kleinen Kostproben aus der palästinensischen Küche eingeladen.

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