„Wir stehen zusammen“

Gedenkfeier in St. Marien im Blau-gelben Wohnzimmer

Gemeinsam sangen die ukrainischen Frauen im Blau-gelben Wohnzimmer ein ukrainisches Volkslied. Foto: Andrea Hesse
Gemeinsam sangen die ukrainischen Frauen im Blau-gelben Wohnzimmer ein ukrainisches Volkslied. Foto: Andrea Hesse

„Anlässlich des ersten Jahrestages des Beginns des Ukrainekrieges wollten wir gemeinsam innehalten und des Leidens der Menschen in der Ukraine und aller Geflüchteten gedenken“, sagt Matthias Müller vom Kirchenvorstand der St.-Marien-Kirchengemeinde. Schon vor etwa einem Jahr, als nach dem russischen Überfall auf die Ukraine die ersten Geflüchteten nach Deutschland und in die Region Hannover kamen, fragten sich die ehrenamtlich in der Isernhagener Gemeinde Tätigen, was sie tun könnten. „So entstand die Idee, den Menschen aus der Ukraine bei uns einen zentralen Treffpunkt, das ‚Blau-gelbe Wohnzimmer‘, anzubieten“, erzählt Müller.

Das Gemeindehaus bietet ideale räumliche Möglichkeiten, um bei Kaffee und Kuchen oder Wasser und Borschtsch zusammenzukommen, sich kennenzulernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Ein fester Kreis von etwa 15 ehrenamtlich Mitarbeitenden empfängt seit Gründung dieses Treffpunktes die zahlreichen Gäste, bewirtet und unterstützt sie. „In den Gesprächen, die zunehmend auch in deutscher Sprache stattfinden können, haben wir viel voneinander erfahren“, erzählt Müller. „Die Geflüchteten sind dankbar für die Gastfreundschaft und die vielen Angebote der Unterstützung; wir durften Menschen kennenlernen, die sich mit großem Mut – oft mit ihren Kindern – auf einen ungewissen Weg begeben haben und das Beste aus dieser schwierigen Situation machen.“ Viele Stunden hätten die Helfer:innen und ihre Gäste zusammen verbracht, gemeinsam gelacht und geweint, Hilfe angeboten und Hilfe angenommen.

Angela Leifers (rechts) dankte allen ehrenamtlichen Helfer:innen; Viktoria Shchepanská übersetzte ins Ukrainische. Foto: Andrea Hesse
Angela Leifers (rechts) dankte allen ehrenamtlichen Helfer:innen; Viktoria Shchepanská übersetzte ins Ukrainische. Foto: Andrea Hesse

Zum Jahrestag des russischen Angriffs spiegelte jetzt eine Gedenkfeier im Gemeindehaus am Martin-Luther-Weg all das wider: die Gemeinschaft, die Tränen und auch das Lachen. Susanne Lösch-Schloms, Initiatorin des Blau-gelben Wohnzimmers, berichtete davon, dass das Angebot vom ersten Tag an gut angenommen worden sei. Etwa 50 Menschen verschiedenen Alters und aus allen Landesteilen der Ukraine kämen hier zusammen, und es sei gar nicht immer klar, wer wem zu danken habe: „Wir danken den Menschen aus der Ukraine für ihre Kraft und ihren Mut – sie zeigen uns, was möglich ist“, so Lösch-Schloms. Sie versprach, dass die Unterstützung weitergehen werde, solange sie gebraucht werde.

Angela Leifers, Ortsbürgermeisterin aus Isernhagen FB und selbst auch ehrenamtlich in der Kirchengemeinde tätig, kämpfte während ihrer Ansprache mit den Tränen, ebenso wie manche der Gäste im voll besetzten Gemeindesaal. „Wir in Isernhagen sind sehr stolz auf unsere St.-Mariengemeinde, die das Blau-gelbe Wohnzimmer organisiert hat“, so Leifers. Häufig fehlten noch Sprachkenntnisse für einen wirklichen Austausch, aber mit Englisch kämen Gäste und Helfer:innen schon ganz schön weit; den Rest übernehme dann eben ein Übersetzungsprogramm. „Natürlich ist die Lage für alle nicht immer einfach, das möchte ich gar nicht verschweigen. Aber wir stehen zusammen – für Mitmenschlichkeit und Frieden in der Ukraine!“ Die ukrainischen Frauen im Saal dankten ihr mit stehendem Applaus.

Nach einer von Lektorin Rika Uhle gehaltenen Andacht und einem ukrainischen Volkslied, dass der Chor der Ukrainerinnen zur Klavierbegleitung von Iryna Lyzhnyk sang, gingen die Gespräche an den Tischen bei original ukrainischem Borschtsch noch eine ganze Weile weiter.

Das Blau-gelbe Wohnzimmer in St. Marien Isernhagen öffnet an jedem Freitag von 13 bis 16 Uhr seine Türen im Gemeindehaus am Martin-Luther-Weg 3 in Isernhagen KB.

Zurück