Hüttenzauber

Weihnachtsgruß

Der Geruch von frischen Waffeln und Schmalzkuchen, Pilzpfanne und Bratwurst, Glühwein und gebrannten Mandeln hat in diesem Jahr mehr Menschen als erwartet auf die Weihnachtsmärkte gelockt. Freunde und Bekannte treffen im Schein leuchtender Lichterketten und Sterne an den Hütten. Unbeschwerte Vorfreude nach und in den Krisen unserer Zeit. Auch ich sehe mich noch im Hüttenrund stehen, mir die Hände am dampfenden Becher wärmen, genießen und staunen.

Weihnachtsmärkte 2022. Ich spüre mehr als sonst, dass sie eine Sehnsucht in mir still(t)en. Die Sehnsucht danach, dass das Leben nicht so kompliziert ist, sondern überschaubar. Die Sehnsucht nach Frieden, wo doch ein paar hundert Kilometer entfernt Krieg ist. Seit genau zehn Monaten am Heiligabend. Weihnachtsmärkte waren für mich in diesem Jahr eine Gegenwelt. Reden und lachen, gemeinsam essen und trinken, zusammen der Kälte trotzen.

Weihnachten feiern wir, dass Gott vor gut 2000 Jahren in einer Hütte zur Welt gekommen ist. Im letzten Buch der Bibel wird dann erzählt, dass Gott irgendwann in einer Hütte nebenan wohnen und alle Tränen abwischen wird. Und wir? Irgendwo dazwischen. Mit den persönlichen Sorgen in unseren Hütten. Mit der Frage wie es weitergeht: in der Ukraine, in Syrien, im Iran, im Sudan, …

„Frieden gabst du schon, Frieden muss noch werden, wie du ihn versprichst uns zum Wohl auf Erden. Hilf, dass wir ihn tun, wo wir ihn erspähen – die mit Tränen säen, werden in ihm ruhn.“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 170,3 / Gotteslob Nr. 343,3).

Unser Gott ist ein Gott des Friedens und er mag Hütten. Mag keine großen Paläste. Ich bin mir übrigens auch nicht sicher, ob er unsere großen Kirchen und Kathedralen mag. Die braucht vor allem unser kleines Menschenherz für seine Sehnsucht. Weihnachtsmärkte stillen sie ja nur vorübergehend.

Gott mag Hütten. Hütten und Zelte. Marktstände und Bushaltestellen. Spielplätze und Wärmestuben. Zwischen all diesen Orten ist er unterwegs. Gott schenkt Suppe aus. Er vorsorgt den Obdachlosen mit einem neuen Schlafsack. Er nimmt die geflüchtete Frau aus dem Iran und ihre achtjährige Tochter in seiner 4-Zimmer-Wohnung auf.

Neulich Abend traf ich ihn auch auf dem Weihnachtsmarkt. Er hatte ein Lebkuchenherz um den Hals, auf dem stand „Ich mag dich.“ Er wärmte seine Hände an einem Becher heißen Apfelpunsch. Er schaute zum Waffelstand und wir redeten über Gott und die Welt. Über Unerträgliches und Wunderbares. Das tat gut. Und irgendwann ging er rüber zum Waffelstand und summte: „Alle Jahre wieder.“

Weihnachtsfrieden in Ihren Hütten und Häusern, auf Plätzen und Straßen wünscht Ihnen

Ihr Dirk Jonas
Superintendent des Ev.-luth. Kirchenkreises Burgwedel-Langenhagen

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