Gottesdienst als vielfältiger Experimentierraum

Lektor*innen und Prädikant*innen tauschen sich zur Zukunft des Gottesdienstes aus

Talkrunde zur ehrenamtlichen Gottesdienstgestaltung (von links): Frank Seger, Christine Behler, Dr. Franz Christian Jonas, Rainer Müller-Jödicke und Dr. Julia Helmke. Foto: Fabian Gartmann
Talkrunde zur ehrenamtlichen Gottesdienstgestaltung (von links): Frank Seger, Christine Behler, Dr. Franz Christian Jonas, Rainer Müller-Jödicke und Dr. Julia Helmke. Foto: Fabian Gartmann

Erstmals kamen jetzt auf Einladung von Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr Lektor*innen und Prädikant*innen aus dem Sprengel Hannover zu einem Konvent zusammen, um sich mit der Zukunft des Gottesdienstes auseinanderzusetzen. Im Zentrum des Austausches in der Neustädter Hof- und Stadtkirche in Hannover stand ein Impulsvortrag der evangelischen Theologin Dr. Julia Helmke. In den vergangenen Jahren habe sich parallel zu den traditionellen Formen auch ein Experimentierraum für Gottesdienste entwickelt, erklärte die frühere Generalsekretärin des Kirchentages. Helmke leitet das Referat für Theologie, Gottesdienst und Kirchenmusik im hannoverschen Landeskirchenamt.

„Gottesdienst ist vielfältiger geworden, da die Lebenswirklichkeiten von Menschen sich verändert haben, weil sich Bedürfnisse und Ansprüche verändert haben“, sagte die promovierte Pastorin vor rund 90 Teilnehmenden des Konvents. Ein „One Fits All“ passe daher nicht zu einer ausdifferenzierten Gesellschaft und Glaubenslandschaft.

„Kirche ist Teil eines Sozialraumes“

„Gottesdienst ist vielfältig, weil die Vielfältigkeit Gottes Raum erhalten will“, so Helmke. Vielfalt sei jedoch nicht mit Beliebigkeit zu verwechseln, um die Balance zwischen Tradition und Neuerungen müsse vielmehr gerungen werden. Um aus der Vielfalt und Fülle der Begabungen zu schöpfen, brauche es Teamwork: „Meine Vision ist, dass Vorbereitung und Durchführung im Team geschehen. Kirche ist Teil eines Sozialraumes, in dem Menschen in Gemeinschaft miteinander umgehen.“ Was die jeweilige Gemeinschaft brauche, müsse in die Gottesdienstgestaltung einfließen. Hier seien besonders die Lektor*innen und Prädikant*innen mit ihren unterschiedlichen beruflichen Kontexten gefragt.

Im anschließenden Talk berichteten ehrenamtliche Gottesdienstgestalter*innen von ihren Erfahrungen. Kirche müsse in Bewegung bleiben, betonte Dr. Franz Christian Jonas, Lektor in der Nordstädter Kirchengemeinde in Hannover. „Die sonntägliche Frontalbeglückung auf harten Bänken hat keine Zukunft.“ Ähnliches stellte auch Frank Seger, Lektor im Kirchenkreis Burgdorf fest: „Manchmal wünsche ich mir eine andere Sitzordnung in unseren Gottesdiensten. Nicht wie im Bus, wo alle nach vorne schauen und niemand mit dem Fahrer oder der Fahrerin reden darf.“

In ihrer Predigt hob Regionalbischöfin Dr. Petra Bahr hervor, wie wichtig der Austausch aller am Gottesdienst Beteiligten sei. Im wechselseitigen Gespräch und im gegenseitigen Zuspruch lasse sich Gottes Zuwendung spüren. Pastorin Christine Behler, Sprengel-Beauftragte für Lektor*innen- und Prädikant*innenarbeit, führte als Moderatorin durch den Abend. Gemeinsam mit Pastor Rainer Müller-Jödicke aus Engelbostel gestalteten die Prädikantinnen Dr. Johanna Gronau und Iris Schäfer den liturgischen Rahmen.

400 Lektor*innen und Prädikant*innen im Sprengel

In den 210 evangelisch-lutherischen Gemeinden im Sprengel Hannover, der die Region Hannover, die Grafschaft Schaumburg und den Landkreis Nienburg umfasst, gestalten rund 400 Lektor*innen und Prädikant*innen eigenverantwortlich Gottesdienste und halten Predigten. Im Vergleich dazu gehören rund 440 Pastor*innen zum hannoverschen Kirchensprengel. Prädikant*innen dürfen Abendmahlsfeiern leiten und können nach seelsorglicher Zusatzqualifikation Bestattungen gestalten.

„Sie sind nicht nur sonntags auf der Kanzel, sondern auch im Krankenhaus oder Altenheim unterwegs, bei Gottesdiensten zu Einschulungen, Schützenfesten und anderen Feiern“, hebt Pastorin Behler die Bedeutung der ehrenamtlich Engagierten hervor. „Für die Ausbildung interessieren sich ehrenamtlich Tätige ebenso wie kirchliche Mitarbeitende“, so Behler, die seit einem Jahr die Begleitung und Fortbildung ehrenamtlicher Prediger*innen im Sprengel koordiniert. (Quelle: Öffentlichkeitsarbeit im Sprengel Hannover)

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