„Goldlack zwischen den Scherben“

Brelinger Kirchengemeinde feiert Gottesdienste „to go“

Zum Abholen bereit, flatterten am Sonntagmorgen Gottesdienstzettel vor der Brelinger Kirche.

„Auch heute sind wir alle an verschiedenen Orten versammelt, aber im Glauben miteinander verbunden. Was vor einer Woche war, scheint so weit weg zu sein – unsicher, wie die Zukunft aussehen wird, lassen wir uns von Gottes Wort trösten.“ Mit diesen Worten begann Pastorin Debora Becker aus der Kirchengemeinde St. Martini Brelingen an diesem Sonntag ihren Gottesdienst. Natürlich stand sie dabei nicht vor ihrer Gemeinde in der Kirche, sondern saß mit ihrer Tochter, ihrem Mann und ihrer Schwester – per Face-Time-Anruf zugeschaltet – am Tisch.

„Ich habe den Gottesdienstentwurf auf unserer Gemeindeseite eingestellt und zu Instagram und Facebook verlinkt, außerdem habe ich ihn auch in meinem What’sApp-Status geteilt“, erzählt Debora Becker. „Goldlack zwischen den Scherben“ hatte sie als Thema gewählt und Gottesdienstblätter mit einem passenden Foto auf dem Titel vervielfältigt. Auf einer Wäscheleine vor der Kirche flatterten sie, zum Abholen bereit, am Sonntagmorgen im Wind; viele Gemeindemitglieder hatten den Entwurf auch zuvor zugeschickt bekommen.

„Während unseres Familienspaziergangs haben wir dann später, natürlich jeweils mit dem gebotenen Sicherheitsabstand, von mehreren Familien und Paaren gehört, dass sie am selben Morgen mit uns gefeiert hatten“, erzählt Brelingens Pastorin weiter. „Mich rührt das sehr – mit so einfachen Mitteln so ein schönes Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühl herzustellen.“ So hörte sie von einer Familie, die den Gottesdienst beim Spazierengehen gefeiert hatte, und von einem Paar, dass morgens, noch im Bett liegend, auf das Gottesdienstangebot gestoßen war.

„Für den nächsten Sonntag haben wir uns mit zehn anderen Menschen in einem Videokonferenzraum verabredet, um dann gemeinsam Gottesdienst zu feiern“, erzählt Brelingen Pastorin – sie freut sich darauf. Und sie findet es, trotz aller Trauer über die aktuelle Situation, auch sehr spannend, was in der digitalen Kirche möglich ist, wenn die Beteiligten sich nur darauf einlassen. „Ich merke allerdings auch, dass mir die Flut an Sinnangeboten mittlerweile schon fast zu viel wird“, hat sie festgestellt. Schließlich habe es aber doch jede und jeder selbst in der Hand, wieviel davon sie oder er sich zu Gemüte führen wolle.

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