„Diese Menschen sind ein Riesenschatz“

Landeskirche bildet erste Schöpfungsbotschafter:innen aus

Erste Schöpfungsbotschafter:innen im Biodiversitäts-Projekt der Landeskirche mit den Umweltreferentinnen Mona Gharib (3. von links) und Astrid Lahmann (rechts). Foto: Meike Schewe/HkD
Erste Schöpfungsbotschafter:innen im Biodiversitäts-Projekt der Landeskirche mit den Umweltreferentinnen Mona Gharib (3. von links) und Astrid Lahmann (rechts). Foto: Meike Schewe/HkD

Tatenlos dem „gigantischen Artenschwund“ in Deutschland zusehen, dazu ist Hans-Jürgen Ratsch nicht bereit. „Da muss man was machen“, ist sein Credo, dem der pensionierte Langenhagener Oberstudienrat bereits seit mehr als vierzig Jahren beharrlich folgt. Als Schöpfungsbotschafter der hannoverschen Landeskirche wird er seinen Einsatz für den Naturschutz künftig noch verstärken. Der frühere Biologielehrer gehörte als Referent und Teilnehmer zu der 23-köpfigen Gruppe von Interessierten, die jetzt erstmals im Rahmen des landeskirchlichen Biodiversitäts-Projektes „BiCK“ zu Schöpfungsbotschaftern ausgebildet wurden.   

Das Projekt „Biodiversitätscheck in Kirchengemeinden“, kurz BiCK, fördert seit 2021 Naturschutzmaßnahmen bei Außengeländen, Friedhöfen und Kirchgebäuden. Ratsch und die Gartengruppe der Langenhagener St.-Paulusgemeinde haben mit BiCK-Mitteln beispielsweise Nistkästen für Mauersegler, Fledermäuse und Wildbienen gebaut sowie eine Garagendachbegrünung und einen Libellenteich angelegt. 40 Gemeinden in der Landeskirche nehmen an dem Projekt teil. Mit dabei sind städtische und ländliche Kirchengemeinden von Ostfriesland bis hin zum Wendland, dem Harz und dem Solling.

Schulungstag in der St.-Paulus-Kirchengemeinde

„Neben der finanziellen Förderung von Naturschutzmaßnahmen ist die Ausbildung von Schöpfungsbotschafter:innen ein zentraler Projektbestandteil“, sagt Mona  Gharib, Projektleiterin im Haus kirchlicher Dienste. „Diese Ehrenamtlichen sorgen als Ansprechpartner:innen und ‚Sich-Kümmernde‘ für die Verankerung der Projekte in den Gemeinden.“

Beim Schulungstag in der Langenhagener Kirchengemeinde St. Paulus lernten die künftigen Schöpfungsbotschafter:innen theoretisch und praktisch zentrale Aspekte des Artenschutzes und der Biodiversität kennen und bildeten sich zu den Themen Netzwerken und Öffentlichkeitsarbeit fort. Letzteres steht auch für Ratsch auf seiner Agenda als Schöpfungsbotschafter: Er strebt eine Kooperation mit drei benachbarten Kirchengemeinden an, der Bau des Libellenteiches war bereits ein erfolgreiches Projekt der gemeinsamen Konfirmand:innengruppe. „Die jungen Leute fragen schon nach unserem nächsten Vorhaben“, freut sich der Naturschützer.

Schöpfungsbotschafter:innen bauen Brücken in den Sozialraum

Dass die BiCK-Projekte in den jeweiligen Sozialraum der Kirchengemeinden ausstrahlen, kann auch Gharib bestätigen. Häufig seien zunächst nur Gemeindevertreter:innen dabei, wenn sie zum ersten Biodiversititäts-Check in eine interessierte Kirchengemeinde komme. „Für die Naturschutzmaßnahmen interessieren sich dann aber auch benachbarte Schulen oder Kitas, die gerne anschaulichen Unterricht oder praktische Projekte durchführen wollen“, erzählt die Projektleiterin. „Auf diese Weise bauen unsere Schöpfungsbotschafter:innen auch Brücken in die Gesellschaft hinein und wirken beim Gemeindeaufbau mit.“  

Für die Landeskirche seien die im BiCK-Projekt engagierten Menschen ein Riesenschatz, ist die promovierte Umweltchemikerin überzeugt. „Wer heute wachen Auges durch die Welt geht, sieht, dass wir mit der Natur nicht mehr weiter so umgehen können wie bisher“, stellt sie fest. „Sehr viele Menschen wollen etwas gegen den Ausverkauf unserer Lebensgrundlagen tun und suchen nach konkreten Möglichkeiten in ihrem Lebensumfeld.“ Gerade Kirchengemeinden sähen sich hier nicht nur in einer besonderen Verantwortung, sondern hätten mit ihren Grundstücken, Friedhöfen und Gebäuden oft ideale Voraussetzungen für Naturschutzmaßnahmen. „Mit BiCK und den neuen Schöpfungsbotschafter:innen, deren Zahl in künftigen Schulungen  noch erhöht werden soll, können wir den Naturschutz in der Landeskirche jetzt auf noch solidere Füße stellen“, zeigt sich die Projektleiterin zuversichtlich.      

Drei Partner:innen im Projekt „BiCK“

Das Projekt „BiodiversitätsCheck in Kirchengemeinden“ wird im Verbund von drei kirchlichen Partner:innen durchgeführt: der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, dem Erzbistum Köln (EBK) und der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW). Die Mittel in Höhe von 3,58 Millionen Euro werden bis 2026 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) und dem Bundesamt für Naturschutz (BfN) zur Verfügung gestellt.

Interessierte Kirchengemeinden können sich auf der Internetseite https://www.kirchliche-dienste.de/arbeitsfelder/umweltschutz/bick über das Projekt und dessen Fördermöglichkeiten informieren.

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